Unser aller Leben unterliegt dem stetigen Wandel. Das Rad des Schicksals dreht sich unaufhörlich weiter, ob wir das nun wünschen oder nicht. Alles im Leben fließt dahin – wie die Blätter im Bach. Der Narr im Tarot hat auf seiner Lebensreise gelernt zu unterscheiden. Er weiß, welche Gedanken seinem eigenen Wesen entspringen und welche nur mehr eine Idee der äußeren Welt sind.

Nun, auf seiner zehnten Station auf der Reise durch das Tarot, lernt der Narr sich den Zyklen des Lebens zu unterwerfen. Er erkennt, dass die Lebensphasen nicht beeinflussbar sind, auf Licht folgt Schatten – nach jedem Tief kommt auch wieder ein Hoch. Und so lernt er auch, seine Angst vor Krisen zu besiegen.

Es heißt, Ereignisse sind Resultate unserer Handlungen. Dies ist nicht immer der Fall. Mitunter schlägt das Schicksal auch zu, ohne dass es mit unserem energetischen Fokus zu tun hat. Jede neue Phase des Lebens fördert unsere eigene Entwicklung und oftmals liegen im Schatten mehr Schätze verborgen als im Licht. Manch eine Schicksalsfügung aber hat nicht viel mit uns selbst zu tun, sondern ist lediglich ein Baustein in einem weitaus größeren Kontext, welcher uns nicht direkt betrifft.

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Das Rad des Schicksals im Tarot

Auf der Reise durch das Tarot haben wir auf den letzten drei Stationen innegehalten. Wir haben den Wagen (7) bestiegen, unsere Kraft (8) gesammelt und uns als Eremit (9) zurückgezogen, um uns selbst zu finden. Nun aber drehen sich die Räder wieder, etwas Neues steht bevor.

Mit dem Rad des Schicksals kommt oft etwas auf uns zu, mit dem wir gar nicht gerechnet haben. Für Aleister Crowley heißt die Karte „Das Glück“ und fürwahr, meist sind wir auf unserer Reise in das Unbekannte beschützt und nicht selten bekommen wir auf dem Weg so manche Hilfe von Außen.

Das Rad des Schicksals im TarotWir Menschen neigen dazu, die verschiedensten Erwartungen an das was folgt, zu haben. Ist es nicht so, dass es selten so kommt, wie wir es uns vorgestellt haben? Es ist gut, alle Erwartungen abzulegen und sich so eine eigene Offenheit zu bewahren. Eine Offenheit für all das, was noch in der Zukunft liegt. Je mehr uns dies gelingt, desto weniger blockieren wir uns selbst.

Manchmal setzen wir mit dem Rad des Schicksals einen ersten Schritt in einen schleichenden Wandlungsprozess, meistens jedoch stehen wir vor einem etwas radikalerem Umschwung. Wichtig ist es, die eigene Lebensreise nicht mit Angst im Gepäck anzutreten. Wir müssen uns bewusst machen, dass wir nichts festhalten können. Das Leben hat immer eine Überraschung für uns parat – das Rad des Schicksals dreht sich und wir können nichts dagegen tun.

Die Zukunft hält Schönes bereit, aber auch Trauer oder Schmerz. Leben wir aber mit Sorge im Morgen, so ist unser Leben von Angst geprägt und wir vergessen die wahren Freuden des Augenblicks.

Ich erwähnte es bereits, das Rad des Schicksals wird auch „Wheel of Fortune“ genannt, das Rad des Glücks. In Wandlungen liegt immer auch das Glück verborgen und sei es das Glück der Weisheit. Neue Möglichkeiten tun sich auf, es lohnt sich, auf Visionen und Botschaften zu achten. Mit dem Rad des Schicksals solltest du die Zeichen im Blick behalten, um deine eigene Chance nicht zu verpassen – vielleicht macht das Leben dir ein Angebot, das du so nie wieder erhalten wirst.

Die Sphinx, auf vielen der Schicksalskarten abgebildet, ermahnt uns, Neues anzunehmen. Es geht jetzt nicht um eine kleine Veränderung im Tages- oder Wochenrhythmus, die Veränderung, um die es geht, ist von größerer Natur. Vielleicht wartet ein vollkommen neuer Job auf dich. Mag sein, dass du dein Heim verlässt, um dich woanders niederzulassen oder du packst deine Sachen in einen Van und bereist die Welt. Vielleicht wartet eine neue Liebe, ein Kurs, der dein Leben ändern wird oder du wirst neues Leben in den Händen halten. Halte die Augen offnen und nimm wahr, welche Geschenke das Leben dir zu Füßen legt.

Die Tarotkarte ist dem Feuer und dem Jupiter zugeordnet, dem Planeten des Glücks. Das Neue steht unter einem guten Stern, auch wenn es anfangs vielleicht schmerzen sollte. Alles vergeht und kommt in einem neuen Gewand zurück. Alles stirbt und erblüht erneut.

Wandel ist unvermeidbar, die Karte soll dich daran erinnern. Sie wird oft am Ende eines Lebensabschnittes gezogen und sie weist darauf hin, dass es Zeit ist, ein neues Kapitel zu starten.

Ja aber, können wir unser Schicksal so gar nicht beeinflussen?

Nun, es stimmt, die Energie folgt unserer Aufmerksamkeit oder anders ausgedrückt: Der Geist formt die Materie. Und doch, unser Lebensteppich ist noch nicht gewebt. Wir können uns zumindest auf das vorbereiten was kommt, quasi dem Leben selbst entgegenkommen, ohne gänzlich verschluckt zu werden, wenn es seinen Rachen zu weit aufreißt.

Wir können uns mit der spiritueller Bedeutung des Wandels beschäftigen.

Wir können lernen, auf den Wellen zu surfen, statt gegen den Strom zu schwimmen. Meditation und Dankbarkeitsrituale sind dabei eine große Unterstützung.

Und zu guter Letzt sollten wir uns auch mit dem Tod auseinander setzen und aufhören ihn zu tabuisieren. Der Wandel des Lebens kommt eines Tages an den einen Punkt, wo der letzte Atemzug getan ist und ich bin überzeugt, dass wir wesentlich dankbarer, achtsamer und intensiver leben würden, wenn wir diese Tatsache nicht immer wieder ausblenden.

Das Schicksal ist eine Fügung – für die Einen vorherbestimmt, für die Anderen beeinflussbar. Es ist das Weben des Lebensteppichs durch die Schicksalsfrauen, wie die drei Nornen, welche die silbernen Fäden des Lebens von der Göttin Frigg erhalten. So wie Reihe um Reihe gewebt wird, so greifen die Ereignisse unseres Lebens wie Zahnräder ineinander.

Mitten im Wandel hilft es oft, einen Schritt zurückzugehen und das Gesamtbild zu betrachten, statt sich aus der Nähe nur auf die Details zu konzentrieren.

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Das Rad des Schicksals im Waite Tarot

Das Rad des Schicksals im Waite TarotLaut Waite stellt die Sphinx das Gleichgewicht dar.

Die auf dem Rad verzeichnete Schrift TORA oder auch ROTA, sowie die dazwischen gesetzten Buchstaben des göttlichen Namens, sollen die Gesamtheit der Vorsehung verdeutlichen, die innere göttliche Absicht.

Die äußere göttliche Absicht wird durch die vier Geschöpfe Ezechiels dargestellt – die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes.

Waite spricht bei der Karte von einer „Verneinung des Zufalls“ und von Vorherbestimmung.

Das Rad in der Mitte steht für den stetigen Wandel selbst.

Die Karte ist mit vielerlei Symbolik versehen, mit

  • mythischen Wesen
  • hebräischen Buchstaben
  • lateinischen Buchstaben
  • alchemistischen Zeichen

Sie alle stehen wohl für die Vielzahl an Möglichkeiten, die das Leben in all seinen Zyklen zu bieten hat.

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Wheel of Fortune

Das Rad des Schicksals bei Waite, das Glück bei Crowley – in beiden Fällen auch „Wheel of Fortune“ genannt. Damit spielt die Karte auf Fortuna an, die Dreifache Göttin und Herrscherin über das Schicksal. Ihr Ursprung liegt bei „Vortumna“, der großen Das Rad des Schicksals im TarotMutter der Etrusker: „Sie, die das Jahr bewegt.“.

Der jungfräuliche Aspekt der Fortuna wird Fortuna Primigeneia genannt. Als Greisin taucht sie als Mala Fortuna auf, als Zerstörerin, die – früher oder später – jeden Menschen zu sich holt.

In ihrem eigenen Tempel wurde Fortuna als allsehendes Auge in Form eines Rades abgebildet. Das Rad der Zeit gilt als ihr weltweites Symbol.

Das Rad der Zeit ist eine Ableitung des himmlischen Sternenrades, welches den Jahreslauf und auch die Jahreszeiten markiert. Wir kennen dieses Jahresrad aus dem keltischen und „germanischen“ Jahreskreislauf.

Beim himmlischen Jahresrad ist es in Form der Milchstraße dargestellt. In Mythologien heißt es, das himmlische Rad ist aus Milch erschaffen, „die aus den Brüsten der Spenderin allen Lebens fließt“.¹ Bei den Griechen beispielsweise aus den Brüsten der Göttin Hera. Das griechische Wort Galaxis leitet sich von gala“ ab, der Muttermilch.

Die Göttin des himmlischen Sternenrades beherrscht die Zeit und das Schicksal.

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Das Glück im Crowley Thoth-Tarot

Crowley sagt:

Durch die Zuordnung zum Planeten Jupiter repräsentiert diese Karte das Universum in seinem Aspekt des fortlaufenden Wandels.

Dies wird durch das Hervorheben himmlischer Phänomene verstärkt. Sein Rad mit seinen zehn Speichen bezeichnet Crowley als Symbol des Glücks. Die drei Figuren symbolisieren die drei Energieformen, die im Hinduismus auch „Guna“ genannt werden.

  • Die Sphinx (Sattra) steht für die Intelligenz und die Ausgewogenheit.
  • Der Affe Hermanubis (Rajas) symbolisiert die Ruhelosigkeit des Geistes.
  • Der reptilienköpfige Typhon (Tamas) steht für Zerstörung, Schwerfälligkeit und Unwissen.

Alchemistisch werden den Gunas durch Crowley folgende Elemente zugeordnet:

  • Schwefel
  • Quecksilber
  • Salz

Aleister Crowley Tarot - Glück - FortuneAuf dem Rad finden sich also drei Figuren – Sphinx, Affe und Typhon. Sie repräsentieren das Werden, das Sein und das Vergehen. Das Rad selbst gibt die Struktur vor, die Zeit und den Raum. Die gelben Sterne können als himmlische Zeichen und als Botschafter der Hoffnung gedeutet werden. Die Blitze haben die Macht zu zerstören, aber auch zu befruchten. Die Energiewirbel sind all die Wirkungen, die vom Rad des Schicksals ausgehen.

Die Karte bringt Glück. Dieses Glück muss uns nicht einfach in den Schoß fallen, es kann auch aus Zerstörung geboren werden, zum Beispiel aus dem Ende einer destruktiven Beziehung, dem sich Lösen aus alten Mustern. Unserem Schicksal wird eine positivere Richtung gegeben, auch wenn wir es nicht immer gleich sehen können. Denke daran, Jupiter ist ein Glücksplanet und er ist immer bestrebt, zu expandieren.

Die Sphinx ermahnt uns, die Welt mit mehr Objektivität zu betrachten. Ihr Schwert verleiht klares Denkvermögen und einen unbestechlichen Willen. Der Affe fordert uns auf, unseren Geist stets flexibel zu halten. Er, so scheint es, ist die treibende Kraft für den Antrieb des Rades. Typhon erinnert uns an die Vergänglichkeit.

Blitze und Sterne – alles Möglichkeiten, etwas Neues entstehen zu lassen, zu expandieren, einen Durchbruch zu wagen oder auch einen Aufbruch, uns selbst zu verwirklichen oder noch einmal von Vorne zu beginnen.

Das Rad, es dreht und dreht sich, ohne sich jemals selbst zu verändern. In seiner Mitte strahlt die Sonne. Sie ist der Ursprung allen Lebens, die pure Energie und auch die Erleuchtung selbst.

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Das Rad des Schicksals dreht sich für den Narr

Altes Tarot - FortunaDie Reise durch das Tarot ist die Initiation des Narren auf der Pilgerfahrt seines Lebens. Diese Station nun ist ein Wendepunkt in dieser Initiation. Mystiker, Gurus und andere Weise nähern sich spirituellen Wendepunkten oftmals mit Hilfe der Meditation, so wie der Narr erst den Eremiten, den Einsiedler treffen oder in sich selbst finden musste.

Bis zum Rad des Lebens war die Initiation des Narren eine Reise, um mit den äußeren Einflüssen des Lebens zurecht zu kommen. Wir Menschen verbringen nicht selten unsere erste Lebenshälfte mit diesem Ritt durch die äußere Welt. Wir lernen, passen uns an, sondieren und verlieren uns mitunter in all den materiellen Verlockungen. Früher oder später jedoch kommt es bei vielen Menschen zu einer Wende, zu einer Wandlung nach innen.

Was ist der Sinn meines Lebens? – fragen sie sich und es kommt der Tag, an denen wir uns bewusst werden, dass wir sterblich sind, manchmal erst auf dem Totenbett. Wir haben unseren Kampf mit dem äußeren Leben ausgefochten und sind nun frei genug, um selbst zu denken.

Das Rad des Schicksals dreht sich und mit offenen Augen und klarem Geist finden wir ein Glück – ein Glück jenseits der materiellen Welt.


Quellen:

¹Walker, Barbara G. (1994), Die Geheimnisse des Tarot – Mythen, Geschichte und Symbolik: Sonderausgabe. Gondrom Verlag.

Crowley, Aleister (2019), Toth Tarot: Originalausgabe (2. Aufl.).Krummwisch AGM-Urania.

Waite, Arthur Edward (01. Januar 1978), Der Bilderschlüssel zum Tarot: Erste Auflage, Urania.

Angeles Arrien (2001), Handbuch Crowley Tarot: Praxisbezogene Anleitung zur Interpretation des Aleister Crowley Tarots (4. Aufl.).Neuhausen/Schweiz Urania Verlags AG. [online: http://rkspiele.de/wordpress/wp-content/uploads/2015/04/Tarot-Hanbuch.pdf. [Stand 28.05.2021]]

docplayer.org: Gerd Ziegler. Tarot: Spiegel der Seele. Handbuch zum Crowley-Tarot. (Stand unbekannt). http://docplayer.org/12116343-Gerd-ziegler-tarot-spiegel-der-seele-handbuch-zum-crowley-tarot.html. [28.05.2021]