Frigg ist zweifellos die einflußreichste Göttin in der nordischen Mythologie. Sie, die führende Göttin der Asen, wird oftmals auch die Große Mutter genannt.

Synonyme: Frigga, Frija,  Frige, Fricka, Frijjo

Ihr Pendant bei dem zweiten Göttergeschlecht, dem Geschlecht der Vanen ist die Magierin Freyja. Wissenschaftler haben oftmals versucht Frigg und Freyja als eine Person anzusehen, aber es ist wohl wie es ist: Frigg ist die Muttergöttin der Asen, Freyja, die der Vanen. Die Gleichsetzung war vermutlich auch der Tatsache geschuldet, dass eventuell beide Göttinnen mit dem großen Schamanen Gott Odin vermählt waren, Freyja jedoch, wenn überhaupt, dann in einer sehr offenen, wilden Ehe.

Bei Freyja wird Odin nicht direkt genannt, der Name ihres Gatten lautet Óðr oder auch Od. Vermutlich waren Od und Odin einst ein und derselbe Gott Od – Odin wie es auch bei Wod – Wodan der Fall ist, ein anderer Name des Gottes.

Óðr, was im altnordnischen ‚Wut‘ bedeutet, soll Odin als Gott der Ekstase darstellen. Es heißt, er beherrsche die Technik des Gestaltenwandlers und kann Bewusstseinszustände ändern. So reiste er als Schlange und auch als Adler. Nun, so steht es zumindest in der Ynglinga saga von Snorri Sturluson, welcher für seine Dichtkunst bekannt ist. Wir dürfen diese Gleichsetzung von Od und Odin jedoch durchaus mißtrauisch betrachten. Es ist auch möglich, dass hier, ebenso wie bei Frigg mit Freyja, zwei Personen zu einer erklärt werden, die eigentlich getrennt voneinander zu betrachten sind.

In geschichtlichen Darstellungen eines Óðr, der recht unbekannt in der Welt der Göttergeschichten war, wird er als Halunke beschrieben, ein selbstsüchtiger Macho würden wir heute sagen. Frigg und Odin

Wer steckt hinter der Mutter-Göttin der Asen?

Das Frigg durchaus eine wichtige Rolle im alten Brauchtum gespielt hat und noch immer spielt, können wir zum Beispiel daran erkennen, dass nach ihr einer unserer Wochentage, der Freitag, benannt wurde – der Frijatag. Dies ist der einzige Tag der Woche, übrigens im babylonischen Ursprung an die Venus angebunden, welcher einer weiblichen Göttin gewidmet wurde.

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Die Dienerinnen der Göttin

Begleitet wird Frigg von mehreren Dienerinnen:

  • Gná, Syn, Vör, Vár, Eira, Hlín, Lofn, Gefjón, Sága, Eir, Sjöfn, Snotra, Fulla

Gná, die Erstgenannte, wird von Frigg gerne mal als Retterin in der Not zur Welt der Menschen geschickt, um die Unglücksraben aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Fulla trägt immer das Eschenkästchen, gefüllt mit dem Schmuck ihrer Herrin, bei sich und ihre Aufgabe ist es, auch der Göttin die Schuhe zu reichen. In die Pläne Friggs ist Fulla als enge Vertraute zumeist eingeweiht.
Göttin Frigg

Woher kommt Frigg?

Ehe Frigg den Göttervater Odin ehelichte, war sie quasi nicht existent. Es war nichts von ihr bekannt, als hätte es sie nicht gegeben. Ihre Mutter soll Jörd sein, die personifizierte Erdgöttin, welche vom Urriesen Ymir abstammt. Ein anderes Kind Jörds ist Thor, dessen Vater Odin ist. Thor wäre also somit der Halbbruder Friggs und gleichzeitig wäre sie wohl seine Schwiegermutter.

Möglich ist aber auch, dass die Göttin von den Riesen abstammt, aber die Quellenlage ist mehr als dürftig. Ihr Name leitet sich vermutlich von „geliebt“ ab oder aber so der Philologe Jan de Vries, er leitet sich vom germanischen frî ab, was soviel bedeutet wie „die Sippe beschützen“.

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Das Wesen der Göttin

Odin kümmert es recht wenig, ob die Götter zusammenhalten und gesellschaftlich miteinander verkehren. Frigg ist da das komplette Gegenteil. Sie ist eine mütterliche Seele und stets besorgt um ihre Familie und auch alle anderen Bewohner ihrer Heimat Asgard im großen Weltenreich Yggdrasil. Sie ist bemüht, den Zusammenhalt zu stärken.

Eine ganz und gar Heilige ist sie dennoch nicht, denn in den Rauhnächten wird sie eine andere Seite von sich zeigen, aber dazu kommen wir noch. Zudem gibt es ein paar wenige Quellen, in denen sie der Untreue Odin gegenüber bezichtigt wird.

Auch Loki, der Listigste der Götter, beschuldigte Frigg, einst mit Odins Brüdern Wili und We intim gewesen zu sein. Diese beiden übernahmen bei einer langen Abwesenheit Odins nicht nur dessen Regentschaft, sondern auch gleich seine Frau, mit der sie den Sohn Baldur zeugten. So steht es in der bereits oben erwähnten Ynglinga saga.

Dies ist übrigens einer der Gründe, warum Frigg und Freyja oftmals in einen Topf geworfen werden, denn Freyja war ganz gewiss recht aktiv, wenn es um ihr Liebesleben ging. Die Untreue der Frigg kann auch noch in einem anderen Licht betrachtet werden. Sie ist das weibliche Oberhaupt und wirkt an der Seite des männlichen Oberhauptes und in diesem Fall waren es eben Wili und We – so wäre es keine Untreue, sondern ein Aspekt der reinen Pflichterfüllung.

Frigg und Freyja gelten als Göttinnen der Fruchtbarkeit. Frigg jedoch ist sehr sittsam, häuslich und gediegen. Freyja liebt die Lust und kostet das Leben voll aus. Vielleicht, wenn überhaupt, ist Freyja das Alter Ego der Frigg.

Nicht nur dieser Aspekt ist ihnen gemein, beide sind auch Göttinnen des Lichts und der Sonne. Für Frigg ist die Sonne eine kosmische Ordnung, sie teilt verlässlich alle Tage des Jahres in festgelegte Zeitabschnitte ein. Freyja hingegen liebt ihre Wärme, ihren Glanz und ihre Schönheit.

Mit Odin zusammen hat Frigg zwei weitere Söhne: Hermod und Hödr.

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Wo lebt die Göttin?

Es wäre anzunehmen, dass Frigg eines der zwölf Göttersitze in Asgard innehat, ist sie doch neben der Totengöttin Hel wohl die berühmteste aller nordischen Göttinnen. Dem ist aber nicht so. Sie lebt stattdessen in den Sumpfhallen, in Fensalir. Möchtest du ihr ein Opfer darbieten, so übergib dieses dem Wasser, denn so taten es schon einst die Menschen der sumpfigen Marsche im Norden.

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Ihr Verhältnis zu den Menschen

Die Menschen opferten der Frigg vor allem auch, wenn es um Themen wie Geburt und Empfängnis ging, denn wie bereits erwähnt, sie ist unter anderem eine Fruchtbarkeitsgöttin. Mit der Fruchtbarkeit des Landes, also der Erde selbst, hat Frigg im Norden nichts zu tun, aber weiter im Süden ist sie noch unter einem ganz anderen Namen bekannt.

Im Süden, vor allem im bayerischen und österreichischem Raum wird die große Göttin mit Perchta, auch Frau Holle, gleichgesetzt. Als diese führt sie mit Odin die Wilde Jagd zu den Rauhnächten an. Wie du gleich noch erfahren wirst, spinnt Frigg die Fäden des Schicksals. Dies tut sie tagein, tagaus. Am Ende des Jahres aber ist die Arbeit getan, dann wird es Zeit, die Spindel niederzulegen. Die Zeit der Rauhnächte ist gekommen. Frigg legt sinnbildlich nicht nur die Spindel nieder, sondern auch all ihre Tugendhaftigkeit. Es wird Zeit für ihre andere, düstere Seite. So nimmt sie die Peitsche in die Hand, steigt auf den Wagen und lässt sie durch die rauen Nächte knallen.

Schauen wir auf einen weiteren, sehr interessanten Aspekt der Göttin.
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Frigg, die Schicksalsspinnerin

Freyja, eindeutig die wildere Göttin, sucht sich nach einer Schlacht etwa die Hälfte der gefallenen Krieger und Schildmaiden aus, welche sie zum Leben wiedererweckt. Frigg jedoch lenkt die Schlacht, wie sie überhaupt das Wyrd, also das Schicksal der Menschen lenkt. Aus ihrer Spindel stammen die Schicksalsfäden, welche sie den drei Nornen übergibt, damit sie von ihnen verwebt werden. Ist nicht auch Frau Holle als Spinnerin bekannt?

Fulla und Frigg

Ihre Verbindung zu Frau Holle

Es liegt wirklich die Vermutung nah, dass Frau Holle, die Percht und Frigg ein und die selbe Person darstellen, zumal Frigg in der deutschen Volksüberlieferung nahezu unbekannt ist. Frau Holle indes kennt jedes Kind. Es wird vermutet, dass die Christianisierung schon so weit vorangeschritten war, dass Frigg einfach nicht mehr ungestraft genannt werden durfte und sie so in Percht beziehungsweise Frau Holle umbenannt wurde.

Es finden sich viele Gemeinsamkeiten. Sowohl Frau Holle als auch Frigg sind eng mit dem Wasser verbunden. Frau Holle lebt bevorzugt an Brunnen, Teichen und Seen. Sie sind Schutzgöttinnen der Neugeborenen. Hierzulande heißt es, ein Neugeborenes sei Frau Holles Teich entsprungen. Beide haben unter ihrem Gefolge die Geister der Ungeborenen und der zu früh Verstorbenen. Friggs Pflanze war seit jeher der Holunder, der ein Portal zur Anderswelt bildet. Ob sich nun Frau Holle vom Holunder abgeleitet hat oder umgekehrt kann nicht nachvollzogen werden. Fakt ist indes, dass der Holunder ein Bindeglied zwischen Frau Holle und Frigg darstellt.

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Ihr Sohn Baldur

Baldurs TodFrigg ist ihrem Gatten Odin in einer Angelegenheit weit überlegen und sein Neid darauf hat wohl eine beträchtliche Größe erreicht. Sie kennt die Zukunft, sie trägt alles Wissen in sich, nach welchem Odin immer auf der Suche war und für das er sogar eines seiner Augen gab. Er hat seine Gemahlin immer wieder beschworen, sie möge doch ihr Wissen mit ihm teilen, aber kein Wort drang über ihre Lippen.

Nur als ihr geliebter Sohn Baldur vom Tode bedroht war, brach sie ihr Schweigen und berichtete aller Welt von dem tragischen Schicksal, welches ihm bevorstand. Sie hoffte, ihn zu retten und nahm allen Dingen und Wesen der Welt das Versprechen ab, Baldur kein Haar zu krümmen, nur bei einer noch sehr jungen Mistel witterte sie keinerlei Gefahr und verzichtete auf den Schwur. Ein fataler Fehler, denn Loki erfuhr davon und mit Hilfe einer List und der Mistel erfüllte sich am Ende doch das Schicksal des Baldurs.

Frigg war voller Schmerz, aber fand letztendlich einen Weg, ihren geliebten Sohn, den Gott der Sonne und des Lichtes zu neuem Leben zu erwecken. Als die Welt der Götter zu Ragnarök ihr Ende fand, wurde Baldur aus dem Totenreich entlassen, damit er ein neues Reich erschafft. So hat sie in gewissem Sinne doch noch Baldurs Unsterblichkeit erreicht.

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Die große Göttin schützt dich und dein Heim

Dieser starke Wille der Frigg, ihren Sohn mit allen Mitteln zu beschützen, macht sie auch zur Göttin des Schutzzaubers. Du kannst die Göttin also auch anrufen, wenn Schutz nötig wird, vor allem in Hinsicht auf die eigene Familie. (Achtung nicht gegen die eigene Familie)

Du kannst Frigg ein Opfer darbringen und um ihren Beistand bitten, wenn du dir ein neues Heim zulegen willst. Sie fördert gerne die Bildung eines Zuhauses.

Frigg spinnt nicht nur das Schicksal, sie spinnt nach dem Glauben der Völker des hohen Nordens auch die Wolken des Himmels. Das Sternbild Orion ist dort nur sehr knapp über dem Horizont zu sehen, meistens sind nur drei seiner Sterne zu erkennen. Diese Sterne werden noch heute Friggs Spinnrocken genannt.

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Quellen:

Ásatru – Die Rückkehr der Götter, zusammengestellt von Kveldúlf Hagan Gundarsson, Deutsche Ausgabe erweitert und heruasgegeben von Kurt Oertl, Edition Roter Drache; Auflage: 3 (20. Oktober 2015)

Bilder:

The god Odin and his wife, the goddess Frigg, from the beginning of the poem Vafþrúðnismál (1895) by Lorenz Frølich. / Quelle

Frigg und Fulla – Ludwig Pietsch (1824-1911)  / Quelle

Frigga and the Beldame – Illustration by Harry George Theaker for Children’s Stories from the Northern Legends by M. Dorothy Belgrave and Hilda Hart, 1920 / Quelle