Die Sonne im Tarot ist die drittletzte Karte der Großen Arkana. Mit dieser Karte ist die irdische Reise des Narren beendet, ehe er sich den Konsequenzen seines Lebens, dem (jüngsten) Gericht stellen wird.

Wird seine Seele frei sein? Oder erwacht er am Ende erneut als Narr und beginnt die Reise von vorn?

Ehe sich diese Frage stellt, betrachten wir die letzten irdischen Momente des Narren. Bei manchen Menschen währen sie nur einen kurzen Augenblick, ehe sie die Augen für immer schließen. Andere sind für Jahre mit der Befreiung von äußeren Zwängen gesegnet. Es ist immer eine Frage, wann es uns schlussendlich gelungen ist, uns in diesem Leben wahrhaftig aus den Schatten zu lösen und frei zu sein.

Wahrsagerin mit Tarot Karten - Kerzen

Die Freiheit des Narren im Licht der Sonne

Der Narr ist bereits zwei Stationen zuvor, mit der Karte „Der Stern“ am Ende seiner dunklen Reise durch die Schatten des Lebens angekommen. Seit dieser 17. Lebensstation des Narren, war er im Inneren und nach Außen frei. Mit dieser jetzt, also „Die Sonne“ und der vorherigen Karte „Der Mond“ vereinen sich in dieser Freiheit die beiden Pole der weiblichen und männlichen Kraft. Jeder Kraft wurde eine eigene Karte gewidmet und doch gehören sie zusammen.

Anders ausgedrückt: Nach der weiblichen Kraft des Mondes, folgt nun die männliche Kraft der Sonne. Der Narr war durch die Erlösung im Stern vollkommen von den Querelen seines Egos befreit. Es war wichtig und richtig, mit der Kraft der Mondin, dem Pfad der Intuition zu folgen, sich dem Unbewussten voller Vertrauen hinzugeben. Ebenso wichtig ist es aber nun, in der Realität des Lebens zu bestehen, und ganz bewusst die eigene Befreiung zu leben. Yin und Yang sind im Ausgleich.

Auf einer langen Lebensreise ist der Narr, trotz aller Stolperfallen und Hindernisse, seiner Bestimmung gefolgt. Es war oftmals ein beschwerlicher Weg, doch war er mutig und hat sich allen Schatten gestellt. Nun erhält er den Lohn dafür, dass er niemals aufgegeben hat. Er wird selbst zur Sonne und lässt, über alle alten Begrenzungen hinaus, sein Lebenslicht in die Fülle des Lebens erstrahlen. Er leuchtet aus eigener Kraft, aus dem Inneren heraus.

Waite Tarot Karte Die SonneSo steht die Sonne für die pure Energie des Lebens, in welcher der Narr angekommen ist. Sie symbolisiert den Erfolg, den der Narr sich redlich verdient hat. Dies symbolisieren auch die Sonnenblumen und das überwinden der Mauern auf dieser Tarotkarte.

Schaue dir einmal den Samenstand einer Sonnenblume an und du erkennst, dass sie in einer zauberschönen Spirale angeordnet sind. So ist diese Blume nicht nur ein Symbol der Sonnenkraft selbst, sondern auch des ewigen Kreislaufs des Lebens.

Die Lebenskraft der Sonne wird durch die rote, nach oben strebende Standarte verstärkt, wobei die feurige Energie der Farbe auch für den Erfolg und die Macht steht. Diese Macht ist aber keine Knechtung anderer Wesen, sondern ein „in der eigenen Macht stehen“, sich seines Selbst vollkommen bewusst zu sein.

Der Narr ist auf dieser Karte zum kleinen, nackten Kind geworden, zu einem Menschen, der alle Laster abgelegt hat – zur puren Unschuld. Er trägt Sonnenblumen im Haar, lächelt unbekümmert und breitet die Arme voller Vertrauen aus. Das Kind sitzt ohne festen Sattel sicher auf dem Rücken des weißen Pferdes.

Die Darstellung eines Kindes macht absolut Sinn, denn sie haben noch die reinste Seele, sind noch frei von den Schäden, die durch die massiven Einflüsse von Außen hervorgerufen werden. Das Kind ist voller Glück und Freude, es ist sorglos. Es hat keine Angst vom Pferd zu fallen und erfreut sich, aus der Tiefe des Herzens, einfach am puren Sein – der Reinheit der Gegenwärtigkeit.

Der Narr ist neu geboren, doch ist dies an diesem Punkt als Metapher zu verstehen, denn die eigentliche Reinkarnation folgt erst noch (oder auch nicht). Ich gehe darauf in der folgenden Tarotkarte „Das Gericht“ näher ein und will es an dieser Stelle bei einer Erwähnung belassen, um nicht zu viel vorweg zu nehmen.

Die Sonne steht nicht nur für eine Fülle an Kraft und Energie, sie ist auch ein Symbol der Wiedergeburt und des prallen Lebens. Ohne die Sonne würde nichts existieren. Es ist endlich alles im Leben erreicht. Ein neuer Zyklus kann beginnen und vielleicht entscheidet sich der Narr für eine weitere Runde auf der Ebene des Irdischen. Er wird mit der Reinkarnation nicht mehr der Narr sein, welcher er am Anfang dieser Lebensreise war.

Schauen wir uns das Kind an, so sehen wir nicht nur die Blumen im Haar, sondern auch die aufgerichtete Feder. Diese Feder trug der Narr auch schon zu Beginn seiner Reise, der Karte des Narren selbst, aber auch auf der Karte des Todes. So schließt sich ein Kreis. Der Narr selbst ist Anfang und Ende zugleich, so steht er je nach Tarotdeck auch mal am Anfang einer Großen Arkana, mal an dessen Ende und beides macht Sinn.

Im Prinzip war der Narr auf seiner eigenen Karte ebenso unschuldig, wie dieses Kind auf der Karte der Sonne. Alle Möglichkeiten und Potentiale, mit den Werkzeugen des Daseins zu jonglieren, um die Fülle des Lebens zu finden, waren vorhanden. Und doch steht das Kind auf einer anderen, einer höheren Ebene. Wir verlassen diese Welt nie so, wie wir sie einst betreten haben.

Die Feder auf der Karte „Der Tod“ hängt herab, während sie auf den anderen beiden Karten nach oben strebt. Der Tod war ein Weg in die Schatten, in die Tiefe. An dieser Station war der Narr aufgerufen, sein Leben zu hinterfragen, um zu erkennen, was noch sterben darf, ja sterben muss, damit er frei sein wird. Es war der Beginn seiner letzten Schattenreise, wo dann spätestens mit dem Turm alles Künstliche endgültig zusammenbrach, alle Masken fielen.

Der Narr ist erwacht, er ist weise geworden und vom Leben selbst erfüllt. Er urteilt nicht mehr. Vorbei sind die Schubladen von gut und böse, richtig und falsch. Er weiß, dass alles im Leben seine Berechtigung hat, dass die Schöpfung keine Fehler macht. Er hat erkannt, was Demut bedeutet und ist nun in der Lage, strahlend schön wie die Sonne selbst, anderen Menschen zu helfen, den eigenen Seelenplan zu erfüllen, ohne sie bei dieser Unterstützung zu manipulieren. Das Ego ist tot. Der Raum der inneren Freiheit offen und grenzenlos.

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Zahl 19

Der Zahlenwert der Karte, die Neunzehn

Die Neunzehn setzt sich aus der Eins und der Neun zusammen. Als Quersumme erhalten wir die Zehn.

Die Eins ist der Magier. Die Neun entspricht dem Eremiten und die Zehn ist das Rad des Schicksals. Der Magier ist die Geburt des Narren, der Akt der ersten Schöpfung. Er ist der Alchimist auf der Lebensreise des Narren. Das grenzenlose Potential des Narren begann sich zu manifestieren. Der Magier war es, der den Möglichkeiten eine Form gab – eine Karte der materiellen Schöpfungskraft. Diese ersten Schöpfungen waren also irdischer Natur, es jongliert der Magier mit den Kräften der vier Elemente.

Als der Narr die Station des Eremiten erreichte, änderte sich erstmals die Richtung seiner Lebensreise. Bewusst taucht er in die Tiefe ein und nimmt in sich ruhend den Kontakt zur Welt des Unbewussten auf, erkundet das immaterielle Feld. Das Licht der Laterne, welche der Eremit trägt, enthält einen leuchtenden Stern. Im Tarot ist der Stern die Station des Narren, an der er alle Hindernisse überwunden hat – die Initiation, die als Folge, die Kräfte von Sonne und Mond in der Seele des Narren einte.

Als Eremit musste der Narr lernen still zu sein. Je ruhiger er wurde, je mehr er seine Zeit dem eigenen Inneren schenkte, desto besser konnte er die Stimme des Lebens verstehen und sich führen lassen.

In der Quersumme Zehn, im Rad des Schicksals, ist die Botschaft enthalten, dass die Reise hier nicht endet. Das Rad des Lebens dreht sich immer weiter. Der irdische Tod kommt unausweichlich und mit ihm die Entscheidung der Seele, die Lebensreise noch einmal anzutreten, bis alles Karma abgetragen ist. Auch – quasi erleuchtet – müssen wir uns den Zyklen des Lebens unterwerfen, nur tun wir dies mit einem Gefühl der Erfüllung.

Der Narr hat die irdischen Möglichkeiten seiner eigenen Schöpferkraft (Eins –  Magier) wahrgenommen. Er hat, als es an der Zeit war, die Reise in das Unbewusste angetreten (Neun – Eremit) und ist nun von purer Sonnenenergie, der Kraft der Schöpfung (Neunzehn – Sonne) vollkommen erfüllt. Und doch, das Leben geht unaufhörlich weiter (Zehn – Rad des Schicksals).

Symbol Sonne

Das weiße Pferd

Ich möchte zum Ende hin deinen Fokus noch auf das weiße Pferd legen, denn auch in diesem Tier steckt jede Menge Symbolkraft. Die Bedeutungen der einzelnen Krafttiere lassen sich unter anderem sehr gut bei Jeanne Ruland nachlesen.

Das Pferd verkörpert die Freiheit und den Neubeginn. Es ist ein Tier, das den Menschen schon seit der frühesten Zeit begleitet, ähnlich dem Hund, der ebenfalls in weiß gehalten, den Narr auf seiner eigenen Karte begleitet. Es waren vor allem die weißen und die goldenen Pferde, die in den alten Mythen den Sonnenwagen zogen, welcher uns Menschen die Energie des Lebens brachte.

Mit dem Spirit des Pferdes hat sich unser Bewusstsein erweitert. Jeanne Ruland schreibt zudem:

„Als Tier der Wahrheit kann es tief in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft blicken.“

Ein Pferd weiß zu führen und weiß einfach, wo es im Leben lang geht. Es symbolisiert ein tiefes Gefühl der Freiheit, so wie auch der Narr endlich frei ist. Das Wesen des Pferdes ist von tiefer Weisheit geprägt. Es sind ätherische Wesen, die zu unserem besseren Verständnis, oft beflügelt dargestellt werden, wie beispielsweise Pegasus. Aber auch ohne Flügel sind sie mit der göttlichen Welt verbunden, denken wir nur an Sleipnir, dem Pferd des Gottes Odin.

Auf der Karte „Die Sonne“ ist das Pferd weiß, also vollkommen rein und unschuldig – in seiner freien und wilden Form trägt es freiwillig das Kind, welches sich voller Vertrauen hingibt. Weiß ist auch die Farbe des Neubeginns, wie das Aufgehen der Sonne einen neuen Tag bringt.

Das Pferd ist ein Tier, das in uns Menschen Ehrfurcht erweckt. Es wird geachtet und hoch geschätzt. Sie sind starke und zugleich sanfte Tiere. Stell dir ein durch die Wildnis galoppierendes Wesen vor und du kannst die Kraft der Freiheit spüren. Breite die Arme aus, wie das unschuldige Kind und vertraue dem Leben.

Mit der Sonne im Tarot kannst du alles erreichen und deinen eigenen Weg zur inneren Freiheit finden.