Die Zehn ward im althochdeutschen „zehan“ genannt. Das Wort zehan bedeutet nichts weiter als zwei Hände. Der Abdruck von Händen war schon immer bedeutungsvoll. Handabdrücke finden sich in vielen Höhlenzeichnungen und noch heute nehmen wir gerne die Handabdrücke unserer Kinder für eine bleibende Erinnerung. In diesen beiden Händen ist so vieles verkörpert, dass die Bedeutung der Zahl Zehn ausmacht.

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Die Zehn und ihre Bedeutung

Astrologisch ist die Zehn dem Steinbock und seinem Herrscherplaneten Saturn zugeordnet. Der Saturn bildet eine Grenze und dies hat er mit dieser ersten zweistelligen Zahl durchaus gemein.

Mit der Zehn erreichen wir eine neue Stufe, welche durch die Vollendung der Neun möglich wurde. Eine neue Ordnung ist nun bereit, sich zu offenbaren.

Wir Menschen verfügen über zehn Finger und zehn Zehen – an zwei Händen und zwei Füßen. Wir können die Zehn aus der Addition der Fünf zusammensetzen.

5 + 5 = 10

Da Vinci - PentagrammDie Zahl Fünf ist die Zahl des Menschen, ich erinnere an das Werk von Leonardo Da Vinci, der es sehr anschaulich darzustellen wusste. So ist die Fünf auf der körperlichen Ebene ganz eng mit dem Menschen verwachsen, aber auch sie war eine Schwellenzahl und öffnete das erste mal die Pforte zur ätherischen Welt.

Nun sind beide Hände komplett. Die erste Dekade ist abgeschlossen und abermals ist eine Schwelle erreicht.

Die Zehn führt auch auf die Fünf, sogar in zweifacher Form zurück, wenn wir die ersten zehn Zahlen addieren.

1+2+3+4+5+6+7+8+9+10 = 55

Wir können aber noch einen Schritt weitergehen und die Quersumme dieses Ergebnisses ziehen:

5 + 5 = 10

Abermals die Quersumme gebildet, führt uns die Zehn zum Ursprung.

1 + 0 = 1

Die Eins ist die erste Schöpfung, welche aus allen Möglichkeiten geboren wurde. Das leere Blatt der unendlichen Möglichkeiten, das Chaos vor dem Urknall ist die Null. So wird die Zehn auch gerne als eine Erhöhung der Eins angesehen. Wir haben gelernt, die Welt zu formen und können sie nun in jeder beliebigen Form darstellen.

In der Computersprache läuft es gleichermaßen. Sie basiert auf genau zwei Zahlen, die Eins und die Null. Dies wird auch das binäre Zählsystem genannt. Allein diese beiden Zahlen eröffnen dir auf deinem Computer die ganze Welt, gebildet aus der Unendlichkeit von Möglichkeiten durch eine erste Schöpfung.

Wir könnten sagen, dass die Zehn eine Art Symbiose all dieser Möglichkeiten ist, die noch auf uns warten und aus der einstigen ersten Schöpfung aus der Eins.

Addieren wir die ersten vier Zahlen, erhalten wir die Zehn.

1 – die erste Schöpfung (Manifestation)

plus

2 – die Polarität

plus

3 – die Trinität

plus

4 – die Elemente

ergibt

10

Im Christen- und auch Judentum, so heißt es, liegt in den zehn Geboten der Schlüssel zur gelungenen Gestaltung des eigenen Lebens.

Kabbalah - die Zehn SephirotenIm kabbalistischen Lebensbaum geht aus zehn Sephiroten das Vollkommene hervor.

Diese zehn Sephirote sind auf 22 Pfaden miteinander verbunden und es heißt, diese 22 Pfade bilden den Schlüssel zu der großen Arkana des Tarots.

Auch ich als Heidenkind beschäftige mich gerne mit den Lehren der Kabbalah, da sie viele Geheimnisse offenbart und in tiefe spirituelle Bereiche eindringt. Sie öffnet Pforten in die Welt der Astrologie, des Makro- und Mikrokosmos, sowie den Wissenschaften.

Sie bildet eine Brücke zum „Göttlichen“ – was allein aber das Göttliche ist, mag jeder Mensch selbst entscheiden. Meine Empfindung des Göttlichen ist ganz eng mit Mutter Erde und ihrer Verbundenheit im Kosmischen verwoben. Der „Baum der Seelen“ auf Pandorra – der heiligste Ort der Na’vi im Film Avatar bringt es metaphorisch sehr schön zur Geltung.

Die Zehn im Wesen von Saturn

Planet SaturnIst der Saturn nicht bezaubernd schön? Saturn ist so weit entfernt, dass er gerade so noch mit bloßem Auge zu erkennen ist, sein Nachfolger Uranus ist schon nicht mehr sichtbar. Aus der Ferne betrachtet wirkt sein Ring magisch und gleichmäßig. Aus der Nähe aber pures Chaos. In einem immer währenden Tanz umrunden den Planeten Brocken aus Erz, Meteorgestein oder auch Metallteilchen. Seine Oberfläche erinnert an Spiralen.

In der astrologischen Welt ist Saturn Hüter/-in der Schwelle – ein Tor welches die materielle Welt von der geistigen Weite des Kosmos trennt. Es öffnet die Pforte zur Erkenntnis.

Wirken die Energien auf Erden, so spüren wir das, indem sie uns einen Knüppel zwischen die Beine werfen, damit wir auch auch ja stolpern. Sie ermahnen uns, dass wir noch lange nicht am Ende unserer Weisheit angekommen sind, dass wir die Lösung noch nicht gefunden haben, sondern weiter suchen sollen. Wir sehen die Spitze des Eisberges, aber noch längst nicht all das, was unter dem Meeresspiegel verborgen ist. So wie die Zehn uns den Brocken zeigt, der vor uns liegt, aber wir das Ausmaß der Größe noch nicht sehen können.

Saturn ist eine Einweihung, eine Initiation. Das dritte Auge ist fähig zu sehen, aber noch längst nicht in der Lage alles zu erkennen.

Penelopes Web

Penelopes Gewebe

Ich möchte dir eine kleine Geschichte aus der Odyssee von Homer erzählen.

Der König von Ithaka, der große Odysseus möchte nach dem zehn Jahre andauernden Krieg von Troja nach Hause zurückkehren, wird jedoch auf dieser Heimreise auf viele Widrigkeiten stoßen und viele weitere Jahre benötigen, ehe er nunmehr als Bettler zu seiner Frau Penelope zurückkehren kann.

Auf dieser Odyssee geriet der Held in so manche Gefahr, aus der er immer wieder entfliehen konnte. Im trauten Heim musste auch Penelope kämpfen, gegen all jene Freier, die unermüdlich um ihre Hand baten und Odysseus für schon lange tot erklärten. So sehr sie aber auch versuchten, sie zu zwingen, sie blieb standhaft und konnte so verhindern, dass ihr Land einem anderen Mann zugesprochen wurde.

Sie kämpfte nicht nur für das Land, nicht nur für sich – sie kämpfte in jeder Nacht um ihren Mann Odysseus. Penelope bedeutet „die Verschleierte„. Die Verschleierte ist einer der Namen einer Schicksalsgöttin, welche bestimmt ob die Fäden des Lebens getrennt oder weiter gesponnen werden. In der nordischen Mythologie spinnt Frigg die silbernen Schicksalsfäden, die von den drei Nornen zu einem Lebensteppich verwebt werden.

Penelope, eine verschleierte Schicksalsgöttin, weigerte sich, die Lebensfäden ihres geliebten Mannes zu durchschneiden. So widerstand er sogar dem Todesfluch der Hekate.

Ja, sie webte den Lebensteppich von Odysseus und stets drohte der Faden zu enden. In jeder Nacht aber trennte sie den Teppich wieder auf, statt den letzten Faden abzuschneiden und webte ihn nach Aufgang der Sonne erneut. So konnte Odysseus allen Gefahren trotzen.

Penelopes WebIn der Mystik ist ihr ein Symbol gewidmet, das Gewebe der Penelope – „Penelopes web„. Die Zehn findet sich in diesem Symbol wieder. Das Symbol besteht aus zehn kleinen Pentagrammen, die um ein Rad mit zehn Speichen angeordnet sind.

Jedes einzelne Pentagramm ein einzelner vollkommener Mensch. Hier aber steht nicht ein Mensch allein, sie stehen im Bunde zusammen. Sie haben ein gemeinsames Zentrum, eine gemeinsame Vision, eine gemeinsame Kraft.

Vielleicht ist dir bekannt, dass das Pentagramm ein starkes Schutzsymbol ist, aber dieses Symbol ist noch um einiges stärker und es lässt sich wunderbar in die magische Arbeit einbinden.

Ich finde, das Gewebe der Penelope bildet einen würdigen Abschluss meiner Reise in das Reich der Zahlenmystik. Die Zehn hat eine neue Pforte geöffnet und wir alle sind eingeladen, die Welt dahinter zu entdecken.

 

Quellen:

¹ Begriffserläuterung: https://de.wikipedia.org/wiki/Kontemplation

² Mensch, der von der Kirchenlehre abweicht

Schlapp, Peter (2010), Astrologie und das Geheimnis der Zahlen: Tierkreiszeichen und Planeten im Lichte der Zahlensymbolik. Tübingen astranova.

von Kirschner, Johann (2014), Lehrbuch der Numerologie: Zahlen als Schlüssel der Seele. (1. Aufl.). Berlin Firavarti Verlag.

Walker, Barbara G. (2003): Das geheime Wissen der Frauen. Arun Verlag.

Walker, Barbara G (1997): Die geheimen Symbole der Frauen. Heinrich Hugendubel Verlag.