Die Nachtkerze erwacht, wenn die Sonne schlafen geht. Nimm dir einmal die Zeit und schaue zu, wie sie mit der Dunkelheit beginnt, ihre Blüten zu öffnen.
Bekannt auch als:
Abendlicht, Rübenwurzel, Nachtrose, gelber Nachtschatten, Schinkenwurzel, Süsswurzel, Sommerstern, Rapontika, Nachtstern
Botanischer Name:
Oenothera biennis
Familie:
Onagraceae – Nachtkerzengewächse
Giftigkeit:
ungiftig
Blütenfarbe:
gelb
Blütezeit:
Juni – September
Verwendbare Pflanzenteile:
gesamte Pflanze
Sammelzeit:
Juni – Oktober (Wurzel im Herbst, Samen im Spätsommer und Herbst)
Eine Immigrantin aus dem nordamerikanischen Raum
Die Nachtkerze war ursprünglich nicht in unseren Gefilden beheimatet. Die Ureinwohner Nordamerikas kennen sie jedoch seit hunderten von Jahren und schätzten seit jeher diese faszinierende Heilpflanze. Dort wuchs sie von New Mexico bis Kanada.
Die Nachtkerze liebt Schotterplätze, Straßenränder, alte Felder und auch die Prärie.
Das Volk der Navajo wusste um ihre heilenden Eigenschaften im Falle von Hauterkrankungen, Erkältungen und Menstruationsbeschwerden. Die Medizinmänner der Irokesen sagten mit ihr den Geschwüren den Kampf an. Zudem ist überliefert, dass sowohl die Navajos als auch die Hopis die heilige Pflanze für Krankenheilungen und Beschwörungszeremonien einsetzten. Doch nicht nur als Heilmittel wurde die Pflanze genutzt, sie wurde ebenso als kräftiges Gemüse geschätzt. Mit dem Beginn der Ausrottung der Urbevölkerung Nordamerikas ging viel Wissen verloren, so auch das Wissen um die Heilwirkungen der Nachtkerze.
Erst im 17. Jahrhundert wurde sie neu entdeckt. Sie wurde vorerst als Zierpflanze nach Europa eingeführt und dort in Parks und Gärten angepflanzt. Ihr erstes europäisches Anbaugebiet war der älteste botanische Garten der Welt Padua in dem gleichnamigen Ort in Italien. Ein britischer Arzt namens Dr. Nicholas Culpeper untersuchte im 17. Jahrhundert die Pflanze genauer und im Jahre 1749 führte seine Arbeit der schwedische Abenteurer und Botaniker Peter Kalm fort.
Die Pflanze passte sich hervorragend an die klimatischen Bedingungen Europas an und wilderte schnell in alle Himmelsrichtungen aus. Heute findet sie sich in ganz Europa und in vielen anderen Teilen dieser Erde.
Aufbau der Nachtkerze
Am Abend, wenn die Sonne untergeht, beginnt die Nachtkerze ihre Blüten zu öffnen. Sie blüht dann die ganze Nacht hindurch. Am Morgen, wenn die Sonne die Welt zu neuem Leben erweckt, sind die Blüten der Nachtkerze bereits vergangen.
Bei der Nachtkerze handelt es sich um eine zweijährige Pflanze, welche bis zu einem Meter hoch wächst. Ihr Wuchs ist aufrecht und erinnert an eine Kerze. Hat die Pflanze jedoch ringsherum genügend Platz, so verzweigt sie sich auch gerne im unteren Bereich.
Die Pflanze blüht den gesamten Sommer hindurch, da sich an ihren Rispen immer wieder neue Blüten bilden. Ihr Blüten duften wundervoll und sie leuchten in einem satten Gelb in die Nacht. Bestäubt werden die Blüten der Nachtkerze von den Nachtfaltern. Geschieht dies, so entwickeln sich vierkantige Früchte mit inständigen Samen.
Die Wurzel der Nachtkerze
Die Wurzel der Nachtkerze steckt voller gesunder Inhaltsstoffe. Sie wird geerntet, solange die Pflanze noch keinen Blütentrieb entwickelt hat. Die Wurzel wird roh verzehrt oder als Gemüse gekocht. Ebenso kann sie über einen Salat geraspelt werden.
Die Blätter der Nachtkerze
Sie können innerlich als Tee oder Gemüse oder äußerlich als Kompresse angewendet werden. Gepflückt werden sollten sie von April bis Juni, solange die Pflanze noch nicht blüht.
Inhaltsstoffe der Blätter
Flavonoide, Oenotherin, Schleim- und Gerbstoffe, Zucker, Harz, und Phytosterole
Die Blätter wirken gegen Keuchhusten, Asthma und Magen-Darm-Erkrankungen.
Nachtkerzentee
- 1 TL Nachtkerzenblätter (frisch oder getrocknet)
- 250ml kochendes Wasser
Die Blätter mit dem Wasser überbrühen und für zehn Minuten ziehen lassen.
Kompressen aus einer Nachtkerzentinktur
- Schraubglas
- Blätter
- hochprozentiger Alkohol
Zerkleinere die Blätter und gib sie in ein Schraubglas bis dieses zur Hälfte gefüllt ist. Fülle das Glas anschließend mit dem Alkohol (Wodka, Doppelkorn oder Weingeist) auf, bis die Blätter gut bedeckt sind. Lasse die Tinktur nun 6 Wochen an einem warmen Ort ziehen, seihe sie hernach ab und lagere sie kühl in dunklen Flaschen. So hält sie sich gut bis zur Ernte im nächsten Jahr.
Für die Kompresse verdünne die Tinktur mit Wasser und lege sie anschließend auf den betreffenden Bereich, zum Beispiel bei Unterleibsschmerzen auf.
Eine Tinktur lässt sich besser dosieren als ein Tee.
Ihre Wirkung ist zudem stärker. Nur wenige Tropfen genügen. Nimm bei regelmäßigen Menstruationsbeschwerden dreimal täglich 3-4 Tropfen in Wasser verdünnt ein. Beginne 10-14 Tage vor der Menstruation. Bei unregelmäßiger Menstruation, zu Beginn, in und nach den Wechseljahren nimm die Tropfen zyklisch ein. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel die Tropfen dann immer 2-3 mal (10 – 50 Tropfen je nach Stärke der Beschwerden) täglich vom 10. bis zum Ende des Monats einzunehmen.
Blütenstengel, Knospen und Blüten
Von April bis Juni können die Blütenstängel geschält und anschließend roh verzehrt werden. Sie können ebenso als Gemüse gedünstet werden.
Lege unbedingt einmal die Blütenknospen in Öl ein und verzehre sie als Antipasti. Du kannst sie von Juni bis September ernten. Sie sind eine wahre Delikatesse, können aber auch direkt dem Salat hinzugefügt werden.
Die Blüten lassen sich für Süßspeisen kandieren. Du kannst sie aber auch direkt pflücken und verzehren. Sie sind eine wunderschöne Zierde auf jedem Salat.
Rezept für Hustensirup aus Nachtkerzenblüten
- zwei Handvoll frisch gepflückte Nachtkerzenblüten
- 250ml heißes Wasser
Übergieße die Blüten mit dem heißen, aber nicht kochenden Wasser. Lasse den Sud für 15 Minuten ziehen. Koche Wasser und Zucker im Verhältnis 1:1 auf, bis der Zucker sich vollständig gelöst hat.
Seihe den Sud ab und vermische ihn ebenfalls im Verhältnis 1:1 mit der Zuckerlösung. Der Sirup sollte im Kühlschrank gelagert werden. So hält er sich mehrere Monate. Er kann auch eingefroren werden.
Nimm den Sirup ab September regelmäßig ein, um einer Erkältung vorzubeugen.
Die Früchte der Nachtkerze
Von August bis September lassen sich die Früchte in der Küche ebenso verwenden wie die Blütenstängel. Du kannst sie roh verzehren oder als Gemüse dünsten.
Die Samen der Nachtkerze
Sammle ab September die reifen Samen der Nachtkerze. Die Samen enthalten das begehrte Nachtkerzenöl. Sie sind reich an Gamma-Linolensäuren.
Die wertvollen Samen kannst du beim Backen nutzen, im Mörser zerkleinern oder auch mit einer Pfeffermühle mahlen. Du kannst sie über Müsli und Salat streuen.
Mit einer Ölpresse kann das wertvolle Nachtkerzenöl aus aus den Samen herausgepresst werden. Es ist toll für die Haut.
Das Nachtkerzenöl
Das Öl der Nachtkerze kannst du auch in Apotheken, Drogerien und Reformhäusern erwerben. Achte darauf, dass es sich um eine hochwertige Kaltpressung handelt.
Bei der Gamma-Linolensäure handelt es sich um eine essenzielle mehrfach ungesättigte Fettsäure, die nur selten zu finden ist.
Das Öl der Nachtkerze wirkt innerlich angewendet blutreinigend und krampflösend. Es hilft ebenso innerlich wie auch äußerlich gegen Neurodermitis, Ekzeme, Akne, Arthritis und Schäden in der Leber. Es kann zu hohem Blutdruck gegensteuern und den Cholesterinspiegel senken.
Es gilt Folgendes zu beachten!
Alle hier aufgeführten Rezepte und Anwendungsmöglichkeiten der Pflanze sind als Beispiele aus der Naturheilkunde gedacht. Sie ersetzen bei gesundheitlichen Beschwerden nicht den Besuch eines Arztes oder ausgebildeten Heilpraktikers. Sie sind keine Anleitung zur Selbstbehandlung, sondern zeigen exemplarisch etwaige Behandlungsmöglichkeiten auf. Entgegen der Empfehlung geschieht eine Anwendung aller hier aufgeführten Rezepturen, homöopathischen Mittel und sonstigen Heilmittel eigenverantwortlich. Interessierte sind aufgefordert, sich selbständig bei einem Arzt, Apotheker oder sonstigen Fachkraft über die genauen Dosierungen und Wirkungsweisen inklusive möglichen Kontraindikationen zu informieren und beraten zu lassen.