In der Nacht zum 1. Mai feiern wir das keltische Jahreskreisfest Beltane. Heute ist es oft als Hexenfest bekannt, vor allem durch die Vermischung mit der Walpurgisnacht. Einst aber war dieses Fest ein Fest der Druiden, des Feuers und des Lichts.

1. Mai

Bel = Licht

teine = Feuer

Neuirische Bedeutung = lá bealteine = erster Mai

Symbol keltischer Knoten

Woher kommt Beltane?

Beltane ist ein Schwellenfest, wie auch die anderen drei keltischen Jahreskreisfeste Imbolc, Lughnasadh und Samhain. Wir befinden uns im Übergang von einer Rhythmik der Natur in die nächste. Die Dunkelzeit bleibt endgültig zurück und der lichtvolle Sommer erblüht.

Viele Geschichten sind um Beltane im Umlauf und immer neue Geschichten kommen hinzu. Beleuchten wir doch einmal die wirklich belegten Tatsachen¹ rund um dieses Fest zum ersten Mai und entfernen uns ein wenig fürs Erste von den Mythen und Legenden, die zumeist ihren Ursprung erst durch einen Menschen mit viel Phantasie in diesem oder dem letzten Jahrhundert hatten.

Beltane ist ein uraltes, vorchristliches Fest aus dem Reich der Kelten. In ihrem Kalender ist vermerkt, dass es sich um ein bedeutsames Fest des Sommers und des Lichtes handelt. Vor allem war Beltane jedoch eines: Das Fest der Druiden.

Im Laufe der Christianisierung versuchte die Kirche sämtliche Spuren über das Wirken der Druiden zu verwischen, aber selbst anhand der wirklich wenigen Quellen, die zum ursprünglichen Beltane vorhanden sind, besteht kein Zweifel daran, dass es ihr Fest war.

Sicher, im Volke gibt es ebenso Feierlichkeiten zum Übergang in den Mai, welche noch heute begangen werden, nehmen wir nur einmal die Walpurgisnacht – nur einen liturgischen Nachweis für derartige Volksfeste findet sich bisher nicht.

Es sind auch keine Quellen zu den rituellen Abläufen des ursprünglichen Beltane Festes bekannt. Das Wissen wurde entweder mündlich weitergegeben oder durch die Kirche vernichtet. Und doch steckt in jeder überlieferten Folklore immer auch ein Samenkorn des Ursprungs und eine tiefere Wahrheit.

Feen

Beltane und der Ursprung Irlands

Im Buch der Eroberung über die Irrfahrten des Partholons, dem erster Siedler Irlands, steht geschrieben, dass jener das Land Anfang Mai zu besiedeln begann. Er selbst lebte nicht lange. Wenige Zeit später, wiederum Anfang Mai, verstarb Partholon.

„Seine vier Söhne teilten Irland in vier Teile.“

Druide orakelt mit RauchMit seinem Tod wurde Irland das erste Mal geteilt und dies blieb so bestehen, bis das Volk vernichtet wurde.

„Der Tod kam in den Kalenden des Mais über sie, d.h. vom Montag Belteines bis zum Montag vor Mag Elta, starben fünftausendundvier Männer und viertausend Frauen.“

Das Geschlecht der Partholos starb aus und ihm folgte die Sippe der Tuatha Dé Danann. Sie waren die neuen Siedler Irlands:

„Nachdem sie am Montag von Belteine im Norden Irlands gelandet waren, verbrannten sie ihre Schiffe.“

Es handelte sich dabei um ein Freudenfeuer, weil Irland endlich erreicht war. Sie brauchten ihre Schiffe nicht mehr. Sie hüllten sich, so steht es geschrieben, in eine Druidenwolke (céo draoidheachta).

Midhe, eine andere Sippe, entzündete in Uisnech ebenfalls ein Feuer zu Ehren der Kinder Nemeds. Dieses Feuer brannte ganze sechs Jahre. Jenen Druiden, die dem Rauch des Feuers eine unheilvolle Bedeutung zuschrieben, bestrafte Midhe indem er ihnen die Zunge herausschneiden ließ.

Symbol keltischer Stern

Die Brautwerbung um Emer

In einer anderen alten Aufzeichnung, einer Handschrift aus dem 16. Jahrhundert, wird der lang währende Brauthandel Cuchulainns mit Emer beschrieben. Emer ist in der keltischen Mythologie Irlands eine Sagengestalt aus dem Ulster-Zyklus. Cuchulainn, auch Cú Chulainn, ist der größte Held von Ulster.

Ursprünglich hätte Cuchulainn eigentlich Fial, die ältere Schwester von Emer, heiraten sollen. Jedoch stand der Verdacht im Raum, dass Fial eine sexuelle Liaison mit Coipre Nia Fer, dem König von Tara, gehabt haben soll.

Die Brautwerbung verlief im Geheimen. Emer und Cuchulainn führten ihre Gespräche mit Hilfe von Metaphern und Rätseln. Das Gefolge sollte unmöglich in der Lage sein, zu entziffern, um welchen brisanten Inhalt es sich handelte. Einzig der Kutscher wurde von Cuchulainn ins Vertrauen gezogen.

So sagte Emer eines Tages:

„Keiner soll sich an dieses Feld wagen, der nicht imstande ist, den Stachel des Schafs von Mac Roismelc vom Sommerschlaf (Samsuan) bis Imbolc, von Imbolc bis Beltene, und dann von Beltene bis zum Herbst zu überwinden.“

Cuchulainn erwiderte:

„Ich werde die Speerspitze Mac Roismelcs meiden, in dem ich ohne jeglichen Schlaf von Samain, der Sommerdämmerung, also dem Ende des Sommers kämpfen werde. Denn so wird seit langem das Jahr unterteilt: Der Sommer liegt zwischen Beltine und Samain und der Winter zwischen Samain und Beltine. […] bis Beltine, das heißt zum wohltuenden Feuer, den beiden Feuern, welche die Druiden mit großen Zaubergesängen machen. Sie lassen die Herden zwischen ihnen hindurchschreiten, um sie gegen Krankheiten des Jahres zu schützen. Oder bis zu Bel-dine, wobei Bel der Name des Gottes und dine der der Erstgeborenen einer jeden Herde sind, die Bel zugesprochen werden. Beldine steht also für Beltine. Bis zum Herbst (bron trogain, „Schwere, Trauer der Erde“), d.h. wenn die Erde zu Lugnasad, dem Herbstanfang, traurig wird und Frucht trägt. Trogan heißt Erde.“

Emer lehnte vorerst sämtliche Bemühungen Cuchulainns ab. Er war ihr zu jung, zu unerfahren, trug ja nicht einmal einen Bart. Da er jedoch standhaft blieb, stellte sie ihm mehrere Aufgaben. So sollte er bei der Hexe Scáthach die Kunst des Waffenhandwerks erlernen. Cuchulainn erfüllte alle Aufgaben und wurde schlussendlich doch der Gemahl von Emer.

Die Herden zu Beltane

Das jedoch nur eine der Geschichten, am Rande erzählt. Bedeutender als die Brautwerbung, ist die Erwähnung von Beltane und die Erwähnung einer Herde.

In einer anderen Quelle, den Aussagen des Sanas Cormaic, eines etymologischen Glossars in altirischer Sprache, dessen Abfassung für ungefähr 900 n. Chr. datiert wird, steht unter anderem geschrieben:

„Belteine, das Fest Bels, die heilbringende Flamme ist ein Feuer, welches die Druiden durch ihre Magie oder ihre großen Zaubergesänge machten; man brachte jährlich die Herden gegen Epidemien zu diesen Feuern. Sie ließen die Herden zwischen ihnen hindurchschreiten.“

Dort taucht sie wieder auf, die Herde zu Beltane und nicht nur das: Ein alter Brauch wird an dieser Stelle beschrieben. Die Herden werden, vermutlich um sie zu schützen, durch die Feuer getrieben.

Das glaubt die Wissenschaft

Wissenschaftler gehen davon aus, dass so ziemlich jeder die Druiden, ihr Wirken und deren Bräuche kannte, auch die damalige Bildungsschicht.

Aus alten Quellen geht außerdem hervor, dass durch die Bank weg alle Gesellschaftsklassen sicheren Unterschlupf zwischen Samhain und Beltane suchten. Die Fianna, eine umherziehende Jagd- und Kriegertruppe, wurde zwischen Samhain und Beltane vom Volke verpflegt. In der Dunkelzeit ruhten alle Kämpfe.

Noch ein Brauch ist beschrieben: Zu Beltane wurden riesige Feuer entfacht, um den Beginn des Sommers zu feiern.

Symbol Feuer

Das Feuer des Heiligen Patricks

Im Zuge der Christianisierung entfachte auch der Heilige Patrick ein Feuer, obwohl der König christliche Osterfeuer verboten hatte. In der Vita Tripartita steht geschrieben, dass sich die Druiden an den König Loegaire mit folgenden Worten wandten:

„Das Feuer, welches wir hier sehen, wird nie mehr erlöschen, wer auch immer es entfacht hat. Es wird stärker sein als das Feuer unseres Brauchs. Und der, der es entzunden hat, wird uns alle besiegen, denn die Herrschaft steht dem zu, der es in dieser Nacht brennen läßt. Er wird dich und alle Männer deines Reiches unterwerfen. Alle Königreiche werden vor ihm fallen und er wird Jahrhundert über Jahrhundert mit seinen Dingen anfüllen.“

Sie sollten Recht behalten und doch sind die Druiden bis heute nicht vergessen.

Symbol SchlangeDer heilige Patrick wählte den Hügel von Uisnech im Zentrum Irlands für sein Feuer. Um das Feuer herum war ein Zauberkreis gezogen, der alle Heiden fern halten sollte. Er stand von Flammen und Rauch umringt. Muirchú moccu Machtheni, ein irischer Historiker, berichtete dies in seinen Werken über den Heiligen Patrick.

Patrick besiegte die Druiden. Es heißt über ihn: Er habe Irland von den Schlangen befreit. Nur gibt es in Irland keine Schlangen und so ist es vermutlich eine Metapher für seinen Sieg über das Heidentum. Die Schlangengrube des Bösen wurde ausgehoben. Vielleicht beziehen sich die Schlangen ja auch auf die Stäbe der Druiden, diese Assoziation kam mir in den Sinn.

Jedenfalls entfachte Saint Patrick sein Gegenfeuer ganz bewusst zu Beltane, um ein Statement zu setzen. So ist sich die Welt der Wissenschaft doch recht einig, dass Beltane ehemals ein Fest der Druiden war.

Über das Fest Beltane findet sich auch dieser Vermerk:

„Diarmaid und die Männer Irlands hielten die große Versammlung von Uisnech zu Belteine ab, denn es gab drei solcher große Zusammenkünfte: Die Versammlung von Uisnech zu Belteine, den Jahrmarkt von Tailtiu zu Lugnasad und das Fest Tara zu Samain. Wer auch immer unter den Männern Irlands gegen diese Regeln verstieß, der war des Todes.“

Der Heilige Ciaran von Clonmacnoise verfluchte den König Diarmaid und sagte ihm seinen Tod voraus: den dreifachen Opfertod durch Wunden, Ertrinken und Verbrennen sollte König Diarmaid erleiden. Jahre später geschah genau dies in einer Nacht zu Samhain.

Die Feuer zu Beltane

Das Feuer und die Erwähnung der Herden waren feste Bestandteile in den Quellen über Beltane. Noch heute führen die Iren ihre Viehherden am ersten Mai oder am Johannistag durch zwei Feuer hindurch. Ebenso überliefert scheint der Brauch mit den zwei Hölzern, welche aneinander gerieben werden, um ein neues Feuer zu entfachen, welches kranke Tiere heilen soll.

Das Feuer wurde zu Beltane nahezu verherrlicht. Es ist ein wichtiges Element der Druidenkraft, wie auch die Luft, die Erde und das Wasser.

Der Gott Bel, welcher in den Quellen bereits erwähnt wurde, kann als Beinamen Lughs verstanden werden. Als Gegenstück des Lugh zu Samhain, wo ebenfalls mit Feuer und Licht auf die Dunkelheit des Winters vorbereitet wird. Ebenso ist ein Gegenpart zu Lughnasadh möglich, wo Lugh als Herrscher auftritt, der den Menschen die Fruchtbarkeit der Erde und ihrer Herden schenkt.

Herden waren im alten Irland ein wichtiges Zahlungsmittel. So war es in allen Schichten der Bevölkerung ein wichtiges Bestreben, ihr Überleben zu sichern. Es verwundert also nicht, dass sie zu Beltane solch eine bedeutsame Rolle spielen.

Zu Beltane und Samhain stehen die Druiden über allen gesellschaftlichen Klassen. Nur sie entfachten die Feuer und brachten Opfergaben. Die Bauern wurden aufgerufen, sich um das Feld zu kümmern. Die Krieger riefen sie auf, allzeit zum Kampf gerüstet zu sein.

Noch heute finden sich zahlreiche Festlichkeiten zum 1. Mai in vielen Gegenden.

Pfeil-Zauberpferd

Beltane und die Folklore

Aus wissenschaftlicher Sicht ist das Wissen um Beltane sehr beschränkt. Es existieren so gut wie keine Quellen. Forscher schauen daher immer wieder auf die Bräuche des Volkstums, denn vor allem in Irland enthalten diese eine Vielzahl an Informationen.

Aber auch hierzulande finden sich zum 1. Mai, beziehungsweise in der Nacht zuvor, eigene Bräuche und Rituale, wie die Walpurgisnacht.

So einige der alten Bräuche wurden durch das Christentum einfach übernommen. Der Erinnerungsfaden von St. Patrick und seinen Nachfolgern hin zu der alten Klasse der Druiden ist dabei jedoch nie ganz gerissen.

Folklore in Irland

Véronique Guibert de la Vaissière untersuchte in ihrer Doktorarbeit „Les quatre fêtes d’ouverture de saison de l’Irlande ancienne“ die Folklore (aus dem englischen: folk = Volk, lore = Wissen, Überlieferung) Irlands.

Sie schreibt, dass der ursprüngliche Zauber von Beltane verflogen ist und stattdessen andere Bräuche aufkamen:

„Zu dieser Zeit sind Hexen und Fairies höchst aktiv und es werden zahlreiche Geschichten bezüglich der Listen erzählt, derer diese sich bedienen, um in ein Haus oder einen Stall zu gelangen, um dort ihr Unwesen zu treiben.“

(Bd. II, S. 277)

Auffallend war zudem, dass der Tag in unterschiedlichen Regionen neu datiert wurde, hier nur einige wenige Beispiele:

  • Clare: 8. und 9. Mai
  • Tyrone: 9. Mai
  • Kerry: 10. Mai
  • Limerick: 11. Mai

Mancherorts fällt Beltane nun auch auf den ersten Sonntag im Mai, es sei denn es handelt sich um Pfingstsonntag, dann feiern sie Beltane am zweiten Sonntag im Mai.

Und so wird gefeiert

Die Feste laufen allerorten in Irland ähnlich ab:

Das Volk versammelt sich zu Tanz und Gesang an ganz bestimmten Orten, meist in der Nähe von Wallfahrtsstätten. Es werden an Beltane Segen für Haus, Hof und Vieh verteilt, welches noch heute durch die zwei Feuer getrieben wird. An Beltane schauen Wahrsager in die Zukunft. Vorzeichen werden gedeutet, an deren Erfüllung fest geglaubt wird.

Die Menschen sammeln Heil- und Schutzpflanzen, wie die Brennnessel, um sich vor dem Unwesen von Hexen und Neidern zu schützen.

Es werden Rituale mit Hilfe des Wassers und des Feuers durchgeführt. Zaubersprüche werden aufgesagt und vor allem auf dem Land finden magische Zeremonien statt.

In der Nacht werden alle Plätze vermieden, von denen das Volk weiß, dass sich Feen oder andere übernatürliche Wesen dort aufhalten.

Zu guter Letzt ist es auch ein Tag administrativer und sozialer Aufgaben:

  • das Weiderecht wird erteilt
  • die Miete oder Pacht entrichtet
  • die Arbeiter werden für die Landwirtschaft eingestellt
  • und Anwesen werden verkauft

Das ursprüngliche Beltane ist die Quelle all dieser Feierlichkeiten, aber heutzutage ist es nur noch ein Glimmen des einstigen Lichtes, welches auf die neueren Bräuche fällt. Die ureigenen Bräuche und Rituale bleiben wohl für alle Zeit verborgen.

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Quelle:

¹) Francoise Le Roux und Christian-J. Guyonvarc’h,in: Die Hohen Feste der Kelten. ©1997 Arun-Verlag, 3. Auflage 2008