Hörst du auf deine Intuition, wenn sie zu dir spricht?
Ich möchte mich vorweg dafür entschuldigen, dass ich in diesem Artikel explizit die weiblichen Wesen anspreche. In diesem Bereich jedoch bin ich zu Hause, hier kenne ich mich aus. Ich möchte dem Rest der Welt das intuitive Wissen nicht absprechen, kann es jedoch nicht beurteilen. Bitte entscheide selbst, ob der Artikel für dich von Interesse ist. Sollte es so sein, so bist du herzlich eingeladen, ihm zu folgen.
Die Intuition ist eine besondere Gabe des Menschen, die für die Wissenschaft nicht so recht greifbar erscheint.
Ich habe in meinem Leben mehrfach den Fehler gemacht, nicht auf meine Intuition zu achten – teils mit fatalen Folgen. Trotz all meiner magisch, spirituellen Veranlagungen bin ich ein sehr rationaler Mensch, der oft dem Weg des Verstandes folgt, die Wissenschaft liebt und einige Phänomene der Welt erst glauben kann, wenn sie selbst erlebt wurden.
Und so war es ein recht langer Pfad, teils ein Weg schmerzhafter Erfahrungen, bis ich eingesehen habe, dass meine urgöttliche Gabe der Intuition den Fähigkeiten meines Verstandes weit überlegen ist. Ich begriff, dass ich mir selbst schade, wenn ich ihr nicht den Raum gewähre, der angemessen ist. Inzwischen achte ich auf meine intuitiven Eingebungen und dränge sie nicht mehr unbedacht beiseite. Wie ist es mit dir?
Was ist Intuition überhaupt?
Die Intuition ist eine andere, vielschichtigere Form des Wissens, bei der weit mehr Quellen angezapft werden, als die des Verstandes. Sie ist eine Art ganzheitliches Wissen. Der Verstand agiert mit Hilfe des Erlernten und seiner Erfahrungen. Er ist wie eine Festplatte, die wir im Laufe des Lebens mit Informationen gespeist haben, welche wir im Idealfall wieder abrufen können, wenn wir sie brauchen.
Die Intuition ist weitaus mehr. Sie erinnert mich an Vitraya Ramunong, den heiligen Baum der Seelen vom Volke der Na’vi im Film Avatar. Alle Wesen des Planeten Pandora sind in dieses Netzwerk des Baumes eingespeist. Sie erkennen sich, sind eng verbunden, können miteinander kommunizieren, sich spüren. So in etwa stelle ich mir das Wesen der Intuition vor.
Dieses Wissen haben wir also nicht nur direkt erworben und erfahren, wir haben es quasi im Blut. Es hat sich teils stark abgeschwächt, da wir keine so tiefe Verbindung mehr zu allem Leben in uns tragen, wie zu früheren Zeiten. Naturgemäß ist dieser Bund zum Leben bei den Frauen stärker ausgeprägt, weshalb ich vermute, dass sie die Intuition heutzutage besser wahrnehmen können, als die Männer – aber auch ihr Band dürfte einst wesentlich stärker gewesen sein.
Der Begriff Intuition stammt aus dem Lateinischen von „intueri“ ab, was soviel wie „ansehen“ oder „betrachten“ bedeutet. Geschaut wird in diesem Fall vor allem mit dem Herzen, denn dies verfügt, wie unser Verstand, über ein eigenes „kleines Gehirn“, einem eigenen Netzwerk – wie übrigens auch unser Bauch.
Es genügt aber nicht, mit dem Herzen zu schauen, dem Bauch zu fühlen oder dem Verstand etwas zu begreifen. Es muss noch mehr geben. Anders lassen sich all die zahlreichen Phänomene nicht erklären. Woher wissen wir zum Beispiel intuitiv, wer uns gerade anruft, wenn wir nicht auf ein phänomenales Netzwerk zugreifen können?
Meine Erfahrungen mit der Intuition
Ich möchte mit diesem Artikel das Bewusstsein für die enorme Kraft der Intuition stärken, damit wir uns wieder mehr mit dieser Gabe verbinden und aufhören, sie zu unterdrücken. Vor allem wir Frauen sollten wieder die Magie in uns spüren und walten lassen, damit wir ihre Seele in die Welt tragen.
Lass mich eine traurige Geschichte aus meinem Leben erzählen, die nun schon weit über 20 Jahre zurückliegt.
Es war ein warmer Frühlingstag, fast Sommer schon. Ich lebte mit meinem kleinen Sohn auf dem Grundstück seiner Großeltern, ein Stückchen hinter ihrem eigenen Haus in einem ausgebauten, ehemaligem Stall am Rande einer Neubausiedlung in Berlin. Mein Sohn konnte seit einem guten halben Jahr mehr oder weniger wacklig laufen. Ich wollte den Garten für den Sommer vorbereiten und den Rasen mähen. Meinen Sohn wähnte ich in der Obhut der Großeltern.
Ich, von Kopf bis Fuß hochsensibel und daher schnell überfordert, trug Kopfhörer, damit die Geräusche des Rasenmähers ein wenig erträglicher wurden. Ich hatte erst ein kleines Stückchen geschafft, als plötzlich ein heftiger Ruck durch mein Körper fuhr. Ich spürte (hören kann ich es nicht nennen) den Namen meines Kindes in mir widerhallen. Ich drehte mich im selben Moment um und starrte auf das bereits aufgestellte Planschbecken. Es war etwas passiert! Die Gewissheit schlug ein wie ein Blitz.
Ich blickte auf das Wasser des Beckens, aber es war nichts zu sehen. So beging ich einen fatalen Fehler. Ich schalt mich selbst als „Jetzt spinnst du aber.“ und ignorierte das tiefe intuitive Wissen, dass meinem Kind etwas passiert ist. Mein Verstand sagte: „Da ist nichts, du bist verrückt.“ und ich hörte auf ihn. Ich war zwar sehr unruhig, aber ich drehte mich wieder um und mähte weiter den Rasen, innerlich aufgewühlt.
Ich konnte meinen Sohn nicht sehen, da er so nah am Rand des Beckens lag, dass er von meiner Position aus nicht zu erkennen war. Wir hatten Glück im Unglück. Seine Oma schaute nach der Wäsche, die im Garten zum Trocknen hing. Ihr Weg führte am Planschbecken vorbei und sie schrie auf. In dem Moment war die Gewissheit da, die auch mein Verstand akzeptieren musste.
Mein damaliger Schwager kam, vom Schrei alarmiert, aus dem Haus gerannt. Er nahm meinen nunmehr leblosen Sohn und begann mit der Wiederbelebung, die er unermüdlich weiterführte. Ich kann nicht mehr sagen, wie lange es dauerte, bis endlich das Wasser aus dem kleinen Mund schwappte und mein Sohn aufschrie – gefühlt war es eine Ewigkeit. Als er mich ansah sprach er das erste Mal das Wort „Mama“ aus und ich konnte nur noch weinen.
Wir haben trotz allem Glück gehabt, mein kleiner Junge musste für einige Tage ins Krankenhaus und hatte kurzzeitig auch mit Komplikationen zu kämpfen, aber er hatte es überlebt.
Ich habe sehr viele Jahre gebraucht, um mir selbst zu verzeihen, dass ich meiner eigenen Eingebung nicht vertraute. Ich habe meine Intuition beiseite geschoben und ignoriert und hätte dadurch beinahe mein eigenes Kind verloren. Diese Wunde saß tief und konnte eine sehr lange Zeit nicht heilen.
Hatte ich aus dieser Erfahrung gelernt?
Dies ist schwierig zu beantworten. In einer gleichen oder ähnlichen Situation hätte ich gewiss anders gehandelt und wäre meinem intuitiven Wissen gefolgt. In anderen Bereichen aber versagte ich weiterhin kläglich. Nein, ich hatte nicht im vollen Umfang aus dieser Erfahrung gelernt. Ich war noch immer stets bereits, meiner eigenen Intuition den Laufpass zu geben, wenn mein Verstand die besseren Argumente hatte.
Ich habe auch in den darauf folgenden Jahren immer wieder meinen Kopf entscheiden lassen. Ich hatte lange darüber nachgedacht, warum dies wohl so war. Mir fiel auf, dass ich meine Intuition mit einem Gefühl der Angst verwechselte.
Nehmen wir zum Beispiel ein erstes Date, zu dem ich gar nicht erst hätte fahren sollen, wenn ich auf meine Intuition gehört hätte. Machen wir es aber nicht zu kompliziert, bleiben wir beim ersten Date. Vielleicht hast du es selbst schon einmal so erlebt. Es war ein verrückter Abend in einem jener, früheren Winter mit sehr viel Schnee und eisigen Temperaturen.
Ich verschlief die Abfahrtzeit zum Date um eine ganze Stunde. Okay, das ist nicht gut. Gar nicht gut. Jetzt aber schnell. Mein Auto sprang nicht an. Verflixt. Ich musste Freunde bitten, mir Starthilfe zu geben. So kam ich gute zwei Stunden zu spät zu meiner Verabredung.
Ich wurde vom Auto abgeholt und es zwackte kurz im Bauch, aber das konnte ich getrost ignorieren, denn schließlich hatte ich noch das schlechte Gewissen im Gepäck, weil ich mich so sehr verspätet hatte. Kein Wunder, dass mein Bauch sich da unwohl fühlt.
Als wir im Warmen waren und uns beide aus den Wintersachen schälten, da konnte ich sie das erste Mal bewusst wahrnehmen und da meldete sich meine Intuition: „Nein – eindeutig nein.“ Ich war für einen kurzen Moment irritiert. „Warum?“ Es gab keinen Grund für ein -Nein-. „Eben“, meldete sich mein Verstand. „Es gibt überhaupt keinen Grund für ein nein.“
Aus dem intuitiven „Nein“ wurde sehr schnell ein mentales „Ja“, eine langjährige Ehe und anschließende Scheidung.
Dieses „Nein“ spürte nicht nur ich, sie hatte es ebenso wahrgenommen, aber es genauso gekonnt ignoriert wie ich. Aber das erfuhr ich erst, nachdem irgendwann alle Karten auf dem Tisch lagen. Wieder hatte ich nicht auf meine Intuition gehört. Wie konnte das passieren?
Ich nahm meine Intuition meistens nicht als solche wahr. In meiner Welt war es kein intuitives Wissen, was sich da meldete, sondern ein Zeichen der Angst. So legte ich es mir zurecht, damit mein Verstand zufrieden war. „Blödsinn Alexa, es spricht überhaupt nichts dagegen, du hast doch nur Angst.“ Auch bei dem tragischen Unglück mit meinem kleinen Sohn redete ich mir ein, dass ich einfach nur hysterisch war und vor lauter Angst nun schon den Verstand verliere.
Meine Intuition funktionierte perfekt! Sie gab klare, präzise Signale. Sie war nicht das Problem. Es lag in meiner Ignoranz und der cleveren Entscheidung meines Gehirns, der Intuition schnell den Mantel eines Angstgefühls überzuwerfen und sie somit lächerlich zu machen – nicht ernst zu nehmen.
Wie kannst du die Intuition erkennen?
Ich habe also meine Intuition früher oft gar nicht als eine solche wahrgenommen, sondern sie als „ungutes Bauchgefühl“ verunglimpft. Vielleicht ist es dir selbst schon so ergangen und du erkennst dich darin wieder.
Wie aber können wir denn überhaupt erkennen, ob wir nun gerade Angst haben, ob der Verstand sich meldet oder ob wir ganz klar eine intuitive Eingebung haben?
Das ist im Grunde genommen ganz einfach. Die Intuition ist der Teil in uns, der sich sofort regt. Das geht rasend schnell. Es durchzieht uns eine Art Erkenntnis, wie ein Blitzschlag.
Ja aber das könnte doch auch Angst sein, magst du vielleicht einwenden. Nein, das ist unwahrscheinlich. Die Angst ist eine Emotion, die von unserem Verstand geformt wird. Das kann zum Beispiel die Angst vor einer Prüfung sein, einem Fallschirmsprung oder der gesamten Zukunft. Diese Angst baut sich über den Verstand auf. Sie ist nicht schlagartig da.
Anders die Furcht – sie ist eine Art Reflex, der einsetzt, wenn wir einer lebensbedrohlichen Situation gegenüberstehen. Zischt es links aus dem Gebüsch, so meldet sich die instinktive Furcht und wir springen erschrocken zur Seite oder laufen davon. Angst und Furcht sind verschieden.
Um uns zu fürchten, brauchen wir eine klare Bedrohung. Wir reagieren dabei nicht mit einem intuitiven Gefühl, sondern unsere Instinkte wachen schlagartig auf. Die Angst hingegen ist unbestimmt, nicht klar definierbar und baut sich durch Konstrukte in unserem Verstand auf.
Du kannst also die Intuition klar von diesen beiden Faktoren trennen.
Die Intuition ist immer blitzartig zur Stelle, sie baut sich nicht auf, wie der mentale Verstand. Es gibt keine Überlegung, sondern sie drückt dir vollkommen ungeniert ihre Beurteilung in die Hand. Sie schert sich auch nicht darum, ob du damit einverstanden bist oder nicht. Sie agiert völlig frei von Emotionen. Ihre Trefferquote ist enorm und grenzt an Perfektion.
Können wir unsere Intuition trainieren?
Und ob wir das können!
Der erste Schritt ist, seiner eigenen Intuition überhaupt erst einmal zuzuhören und sie nicht gleich beiseite zu schieben. Meldet sich die intuitive Stimme, dann ignoriere sie nicht, auch nicht, wenn dir nicht gefällt, was sie zu sagen hat. Denke sehr gut darüber nach, was die innere Stimme dir mitgeteilt hat.
Bist du mutig, so folgst du deinem intuitiven Wissen. Nimm also die Stimme nicht nur wahr, sondern beachte ihre Anweisung. Sagt sie: „Lass das.“, dann lass es. Sagt sie: „Rufe besser deine Mutter an,.“ dann rufe an. Finde keine Ausreden, keine besseren Argumente, sondern folge deiner eigenen inneren Weisheit. Du wirst absolut überrascht sein, welche Möglichkeiten sich dadurch für dich ergeben.
Und ja – auch die Intuition kann einmal daneben liegen, aber ihre Trefferquote übertrifft die des Verstandes bei weitem.
Du kannst sogar noch einen Schritt weiter gehen und deine Intuition ganz gezielt trainieren. Baue Übungen in deinen Alltag ein. Versuche deine innere Wahrnehmung zu schulen. Wer wird an der nächsten Haltestelle aus dem Bus aussteigen? Von wem kommt wohl die nächste Nachricht auf deinem Handy? Was wird dein Gegenüber wohl als nächstes sagen?
Du kannst den lieben langen Tag lang Prognosen darüber erstellen, was wohl geschehen wird. Es hilft dir, deine Aufmerksamkeit zu schulen und deine Intuition zu einem verlässlichen Freund werden zu lassen.
Ich bin überzeugt davon, dass vor allem wir Frauen dieses intuitive Wissen noch deutlich in uns tragen. Es ist wichtig, dass wir es nicht verkümmern lassen. Es ist eine ganz besondere Gabe, vielleicht die wichtigste, die wir haben. Sie ist ein Bindeglied zu unserem Baum der Seelen, zu dem unsichtbaren Netzwerk, dass all unsere Welten durchzieht. Verlieren wir nicht den Kontakt.
Die Intuition ist uns im Wandel dieser Zeit eine große Hilfe, denn sie schenkt uns eine klare Orientierung. Wir müssen ihr nur folgen.
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