Die heutige Zeit ist hektisch, auch laut. Sie lebt schnell, wie ein Sturm, der alles mit sich reißt und das Tückischste an ihr ist, dass sie dir vorgaukelt: Je mehr du zu tun hast, desto erfüllter ist dein Leben.

Du bist so sehr mit den Dingen des alltäglichen Lebens beschäftigt, dass dir gar nicht auffällt, dass du nicht wirklich lebst. Wie könntest du auch? Du hast ja von morgens bis abends zu tun und nun wahrhaftig keine Zeit, darüber nachzudenken, ob dein Leben erfüllend ist. Leben ist mehr, als immer nur etwas zu tun. Es ist ein wenig so wie das Lesen von Worten zwischen den Zeilen.

Wir sind routiniert: Job, Familie und irgendwo quetschen wir noch unsere Freunde dazwischen, nehmen uns zwischen all den hektischen erledigten Aufgaben die Zeit für Sport.

Ist das Leben?

Auf den ersten Blick mag es so aussehen. Du musst arbeiten, um dich und deine Familie zu versorgen! Es ist wundervoll, sich um die Familie zu kümmern! Es ist großartig, wenn du auf deine Gesundheit achtest und im Fitnesscenter schnell deine Runden drehst. Wunderbar, wenn du dann auch noch Zeit für deine Freunde findest.

Was aber ist mit dir?

Wann warst du das letzte Mal wirklich alleine mit dir und hast dich mit deiner inneren Welt auseinandergesetzt? Ein gutes Buch gelesen oder einfach nur so vor dich hingeträumt? Setzt du dich ab und an bequem in einen Sessel und lauschst – wirklich hörend – die Musik eines Künstlers, die dich wirklich vom Hocker haut? Gehst du manchmal einfach in den Wald oder zum Wandern und lässt dich von Mutter Natur gefangen nehmen? Hast du letztens den Regenbogen am Himmel bemerkt, als du hektisch zum nächsten Termin gerannt bist?

Du bist du! Ich bin ich!

Wir Menschen, so sagt man uns nach, sind Herdentiere. Allein sein ist fast schon verpönt in der heutigen Zeit. Wir brauchen Kontakt, immer und ständig. Je mehr Menschen wir kennen desto besser. Wer weiß wofür man sie eines Tages mal brauchen kann?!

Nur ist es so: In erster Linie sind wir alle individuell, auch du!

Du bist du! Ich bin ich!

Jeder von uns ist ein eigenständiger Mensch, ganz für sich allein. Niemand auf dieser Welt hat die selben Gedanken wie du. Niemand hat wirklich exakt die gleichen Interessen, trägt die gleiche Kleidung, Hoffnungen und Träume.

NIEMAND auf diesem Planeten ist wie DU!!!

Du bist einzigartig! WOW klingt toll, oder? Ein jeder ist gerne einzigartig. Für einen Anderen. Oh wie gut es sich anfühlt, für seine Freundin / seinen Freund einzigartig zu sein. Ein beglückendes Gefühl, hebt es doch scheinbar unseren Wert. Wie kann man auch nicht toll sein, wenn jemand einen so sehr mag, nicht wahr?

Strebe nicht danach einzigartig für jemand Anderes zu sein, sei es für DICH!

Als ich in der 12. Klasse unser Klassenzimmer betrat und der Lehrer das Thema für die Klausur an der Tafel aufklappte, war ich erstmal irritiert:

„Ich bin ich! Bin ich Ich?“

Das stand in großen Buchstaben geschrieben.

„Ihr habt zwei Stunden Zeit, viel Vergnügen!“

Oha!

Ich sah mich ein wenig im Raum um und es erleichterte mich keineswegs zu sehen, dass auch meine Mitschüler:innen nicht sofort mit dem Schreiben begannen. Das war mal ein Thema. Ungefähr die ersten 60 Minuten meiner Zeit habe ich vor mich hingegrübelt, bis mich eine Art Erkenntnis traf.

„Wie bitte schön, soll ich meinem Lehrer erklären, ob ich ICH bin, wenn ich doch gar nicht weiß wer Ich bin?“ Nicht zu wissen, wer ich wirklich war, fühlte sich echt mies an. Hätte mir an der Stelle nicht die Zeit im Nacken gesessen, dann hätte ich wohl die nächsten 60 Minuten weiter gegrübelt, warum ich das denn eigentlich nicht weiß. So blieb mir nichts anderes über, als in meinem Aufsatz ganz genau darzulegen, dass es mir unmöglich ist diese Frage zu beantworten, da ich nicht weiß, wer ich wirklich bin. Das Ganze dann noch schön in metaphorische Pakete geschnürt und 10 Sekunden nach dem Klingelzeichen abgegeben.

Als ich die Arbeit zurück erhielt stand im Übrigen unter ihr: Gut gemacht! Note 7-8.

Mein Leben am Gymnasium war aufregend. Ich war ständig in Aktion. Jeden Tag war etwas los und ich hatte viele Freunde. Ich hatte gar keine Zeit mich zu langweilen, aber ich hatte auch keine Zeit mich zu hinterfragen. Keine Zeit mich zu sehen und mich mit mir zu beschäftigen. Die Frage aus dem Schulaufsatz sollte dies ändern. Ich begann Schritt für Schritt mein Leben und vor allem meinen Platz im Leben zu reflektieren.

Ich habe immer wieder einmal meinen Alltag angehalten, bin aus der Welt ausgestiegen und war einfach nur für mich.

Nimm Auszeiten vom Alltag, damit die Seele nicht ergraut.

-Reiner Kaune-

 

Denke doch auch du einmal über diesen Satz nach: „Ich bin Ich! Bin ich Ich?“

Kannst du ihn wirklich beantworten oder geht es dir ein wenig so wie mir damals?

Ist letzteres der Fall, so ist es dringend nötig, dir Zeit für dich zu nehmen. Überlege was du mit dir selbst tun könntest, was DIR Spaß macht, was dich beruhigt, worüber du gerne intensiv nachdenken oder auch wohin du gerne gehen würdest. Nimm dir die Zeit. Du wirst viel über dich erfahren. Glaub mir, es ist aufregend zur Abwechslung mal nicht einen fremden Menschen, sondern sich selbst zu treffen.

 

Stelle den Kontakt zu dir her

Unsere Seele ist stark. Sie hält vieles aus und mischt sich selten wirklich fordernd ein, wenn sie vernachlässigt wird. Sie lässt uns einfach machen.

Sie schiebt sich nicht den Vordergrund und doch braucht sie unsere Liebe und Zuwendung. Wir kämmen unser Haar, achten vielleicht auf unsere Gesundheit, trinken einen heißen Tee bei Halsschmerzen oder verbinden unsere Wunden, wenn wir einmal fallen und mit aufgeschrammten Knie durch die Gegend humpeln. Was aber ist mit den Wunden, die wir nicht sehen können.

Unsere größte Sorgfalt sollten wir unserer Seele zukommen lassen. Sie lässt uns atmen, schenkt uns Kraft, Glaube, Liebe und Hoffnung. Sie erträgt unsere Qualen und tröstet unseren Schmerz.

Deine Seele braucht dich, denn ihr seid EINS.

Nimm dir wirklich Zeit für dich. Es ist für viele Menschen ungewohnt sich mit der eigenen Seele zu beschäftigen. Es ist ein allein sein mit sich selbst. Alleine sein passt nicht in das Muster der heutigen Zeit. Das kann Unbehagen bereiten, da wir es nicht gewohnt sind und oftmals eine Leere entsteht, die es zu füllen gilt.

Diese Leere entsteht aber nicht, sie ist schon da! Vielmehr könnte diese Leere als Mangel an Zuwendung bezeichnet werden. Deine Seele, die immer und immer nur angezapft wird, verliert an Kraft und an Fülle. Je mehr Dinge du in deinen Alltag packst, je mehr du dich von dir entfernst, desto leerer wird es in deinem Inneren.

Wende dich dir selbst zu. Lausche in dich hinein und höre was deine Seele flüstert. Sie wird anfangs furchtbar viel zu sagen haben und in all deinem Bemühen sie zu verstehen, schleudert sie dir tausend Gedanken gleichzeitig entgegen. Lass sie ruhig, beobachte einfach nur und warte ab, bis sie sich ein wenig beruhigt hat. Der Prozess kann einige Zeit in Anspruch nehmen, aber von Mal zu Mal wirst du mehr verstehen und ihr könnt eine echte gemeinsame Kommunikationsbasis aufbauen.

Ein sehr effektiver Weg ist die Meditation. Du kannst eine meditative Reise zu dir selbst starten und dich liebevoll erkunden. Du kannst dich aber auch in Yoga und Meditation üben.

Deine Seele wird es dir danken.

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❤︎ Lieben Dank