Sag, bist du schon einmal einem Kobold begegnet – vielleicht in einem dunklen Wald? Nun, zumindest in Mythen und Märchen ist er dir gewiss schon das ein oder andere Mal über den Weg gelaufen.

Vielleicht hast du auch schon ein paar Jährchen auf dem Buckel und erinnerst dich noch: Meister Eder erlebte die aller-fantastischsten Abenteuer mit seinem vorwitzigen Pumuckl. Wer kennt ihn nicht, den rothaarigen Frechdachs, der alles liebt, was glitzert und zu jeder Zeit so seinen Schabernack treibt. Er blieb einst in der Schreinerwerkstatt an einem Leimtopf kleben und war fortan verpflichtet bei Meister Eder zu leben. So will es schließlich das Koboldgesetz. Kinder lieben ihn und fiebern mit seinen Abenteuern mit – Kinder aber, können sie meist noch sehen, also die echten, die wahren Wichtel dieser Welt.

Ich mag vor allem auch Tomte Tummetott, ein sehr beliebter Kobold aus den Geschichten der fantasiereichen Autorin Astrid Lindgren, die in vielen Kinderzimmern zu finden sind.

So gibt es zahlreiche Geschichten in dieser Welt und wir wissen, in allem, was erzählt wird, steckt ein wahrer Kern, so auch in den Erzählungen von dem Kleinen Volk. Wo aber liegen sie, die Wurzeln dieser Koboldgeschichten. Schauen wir einmal, ob es am Ende gar keine Geschichten sind?

Hausgeist Kobold

Wo kommt der Kobold denn eigentlich her?

Ein Stall oder auch eine Hütte wurde einst „Kobe“ genannt. Heute ist dieser Begriff selten nur geläufig, aber durchaus noch in Gebrauch. Der zweite Bestandteil des Namens geht vermutlich auf „hold“ zurück – wir kennen es von der holden Maid oder auch der Holden (Frau Holle). Mit diesem Begriff ist zum Einen etwas Schönes, Zartes gemeint, noch weiter aber in der Geschichte zurückgehend, steht es zum Anderen auch für „treu“ oder auch „gewogen“, „zugetan“ und stammt vom gemeingermanischen „hulta“ ab.

Wir kennen „hold“ auch aus dem englischen Vokabular für etwas halten, besitzen. So ist der Kobold der „Halter“ (oder besser ausgedrückt, der Hüter) des (Hauses) „Stalls“ und / oder auch eine Art „Treue Seele des Hauses“.

Wie eingangs erwähnt, wirklich überall auf der Welt finden sie sich, die Geschichten von Kobolden. In Schweden sind es die „Tomte“, in England die „Brownies“, in Norwegen die „Tussen“, in Dänemark heißen sie „Nisse“ und hierzulande „Kobolde“ oder auch „Hausgeister“. Kann es Zufall sein, dass überall von ihnen berichtet wird?

Noch heute wird in Dänemark dem „Nis“ stets ein Schüsselchen mit Hafergrütze hingestellt und auch hierzulande ist dieser alte Brauch nie so ganz ausgestorben – vor allem nicht im Süden des Landes und auffälliger Weise oftmals auch dort, wo sie Berge aus der Landschaft erheben.

Woher kommt aber der Glaube an die kleinen Wesen, die Geister des Hauses?

Aus dem 14. Jahrhundert finden sich Aufzeichnungen über den schwedischen Tomte. Die dortige später heilig gesprochene „Brigitta“ sprach mit scharfer Zunge über das Kobold-Volk, sowie auch über jene „die dem Tomte Verehrung und Opfer zuteil werden lassen und nicht zur Kirchen gehen.“ Weitere Erwähnung finden sich auch im 15. Jahrhundert in einem Text von Olaus Magnus als auch in dem Werk „Själens Tröst“.

Die Gebrüder Grimm berichteten über die kleinen Wesen. Aus Buchsbaum, so heißt es, wurden einst kleine Hausgeister geschnitzt und im Zimmer aufgestellt. In solch einer Figur kann ein Kobold wunderbar leben. Man stelle ihm nur genügend Speis und Trank davor. Es fanden sich laut den Gebrüdern Grimm auch viele Darstellungen von Hausgeistern an Wänden gezeichnet. Ich finde, wir könnten auch heutzutage wieder kleine Kobolde zum Schutz des Hauses schnitzen.

Bewohner der Hügel

Reisen wir noch einmal in den hohen Norden des Kontinentes. In Norwegen erzählen sie sich die Geschichten vom „haugbo“, dem Bewohner der Hügel und von „haugbonde“, dem Hügel-Landwirt. Es heißt, die „Nissen“ und „Tomte“ lebten zuweilen auch auf alten Grabhügeln.

Solheim vermutet in seinem Werk „Gardvoren og senga hans“, dass der fortwährende Geist des Hügels kein geringerer ist, als der erste Besitzer des Landes, der einstige Erbauer von Haus und Hof. Nach seinem Tod kehrt er als Hausgeist zurück und wacht fortan über das Anwesen. Selbstredend wirft er dabei natürlich auch einen strengen Blick darauf, ob seine Nachkommen alles richtig anstellen und sollten sie schlecht wirtschaften, so weiß er sie bestimmt zu bestrafen oder zumindest zu ärgern.

Wo wohnt der Kobold?

Nun, nicht alle der kleinen Gesellen leben auf alten Grabhügeln. Es kommt häufig vor, dass ein Kobold sich stark an einen Ort gebunden fühlt – eben jenes Haus oder jener Stall, den er ja auch in seinem Namen trägt. Es heißt, dass er diese Kobe so gut wie niemals verlässt, selbst wenn die Familie Haus und Hof zurücklässt, um andernorts zu leben. Einige wiederum schultern ihr Gepäck und reisen einfach mit, egal wohin es geht. Dabei ist es dem Kobold ziemlich schnuppe, ob die Familie ihn willkommen heißt oder nicht, da wird gar nicht groß gefragt.

Alte Bäume flüstern von einst vorbeifahrenden Wagen mit all dem Hab und Gut und einem Wehklagen, dass die Blätter zum Erzittern bringt. So jammert die Familie, dass sie doch nun extra ihr Land verließen, um endlich den Hausgeist loszuwerden und nun sitzt er hier fröhlich kichernd zwischen ihren Habseligkeiten und baumelt mit den Beinen.

Kobolde können einfach überall wohnen. Als Klabautermann schützen sie Schiffe. Sie leben in Mühlen und sogar in Kirchen.

Was braucht so ein Hausgeist?

Zumeist sind die Kobolde gute Seelen, nur selten sind sie von ihrem Wesen her wirklich bösartig und wahre Quälgeister – aber einen Schalk im Nacken haben sie allesamt. Ein Hausgeist verlangt nicht viel, aber kann sehr verärgert sein, wenn er das Wenige nicht bekommt. Stelle dem Hausgeist jeden Donnerstag ein Schälchen mit Hafergrütze an sein Haus. Auch ein Fingerhut voll Bier oder Milch soll dem kleinen Gesellen Freude bereiten. Vergiss auch nie an Feiertagen dem Kobold etwas von Speis und Trank zu schenken.

Es heißt, er ist auch dem Tabak sehr zugetan. Ich selbst habe schon die Erfahrung gemacht und auch andere berichten davon: Hausgeister lieben klaren Schnaps.

Stelle dem Hausgeist einen Stein neben Ofen oder Kamin, falls vorhanden. Ansonsten suche ein kuschliges Plätzchen, wo er sich gewiss wohlfühlen wird. Sie lieben es, mitten im Geschehen zu sein. Überlege also, wo in deinem Zuhause das Leben stattfindet und baue ihm dort ein kleines Heim, wobei ein schöner Stein zumeist genügt oder die bereits erwähnte Buchsbaumfigur.

Was mag er nicht?

Es heißt, dass Hausgeister keine Partygänger sind und diesen „Lärm“ eher verabscheuen, aber gegen Musik selbst nichts einzuwenden haben. Ich würde das nicht so pauschalisieren. Mein Kobold weiß eine gute Feier durchaus zu schätzen und schwingt gewiss fröhlich sein Tanzbein, wenn niemand so genau hinschaut. Um sicher zu gehen, sage dem Kobold einfach vor einer Party Bescheid, so kann er selbst entscheiden, ob er sich nicht besser verkrümelt.

Langweilen darf ich meinen Hausgeist nicht, dann verschwindet schon mal das ein oder andere Utensil für längere Zeit. Es ist wohl seine Art, für mehr Stimmung zu sorgen und ich muss zugeben, er ist damit recht erfolgreich.

Kobolde verabscheuen auch Faulheit und Müßiggang. Da gab es schon die ein oder andere Diskussion.

Hausgeist Kobold

Ein Kobold bringt Glück ins Haus

Dem Hausgeist wird oft nachgesagt, dass er Sachen versteckt. Nun, es ist nicht so, dass das nicht vorkommt, aber meistens drückt er damit seinen Ärger aus. Vielleicht bekam er nicht genug zu essen oder er wurde ganz vergessen. Kobolde möchten geehrt und wertgeschätzt werden, sonst können sie dir schon so manchen Streich spielen.

Normalerweise helfen sie dir Sachen wiederzufinden, statt sie zu verstecken. Du suchst deine Brille, deinen Autoschlüssel oder die zweite Socke? Frag mal lieb nach, dann hilft er dir bestimmt und es taucht schneller auf, als du denkst.

Ein Hausgeist möchte, dass es uns gut geht. Er sorgt gerne dafür, dass wir glücklich sind, selbst wenn er dafür das Glück an anderen Orten stiehlt. Eine sehr alte Geschichte berichtet von einem wirklich armen Bauern, wo die Tiere Hunger zu leiden hatten. Also zog der Kobold mit einer klapprigen Kuh los, voll Heu beladen kehrten sie zurück, welches sie jedoch anderen Höfen stahlen.

Was tun, wenn der Kobold böse ist?

Meistens sind sie nur verärgert. Schaffen wir das Ärgernis aus der Welt, so hört der Kobold ganz von selbst mit seinem Schabernack auf, der allerdings schon recht weit gehen kann.

Tomte Tummetott, Pumuckl, Kobolde, HausgeisterEs gibt aber auch Hausgeister, die so böse sind, dass sie gehen müssen. In Island, so heißt es, leben so einige von ihnen. Sie heißen fyl-gidraugur, Folge-Wiedergänger. Vor Jahrhunderten ausgesetzte Säuglinge manifestieren sich psychisch und quälen die Familien über Generationen hinweg.

Da hilft nur noch ein Zauberspruch:

Wola, wiht, taz tu weist, taz wiht heizist,

Taz tu neweist noch nechanst cheden ‚chnospinci

Dieser Spruch erinnert sehr stark an das Märchen vom Rumpelstilzchen. Als die Königin fragt, ob er Rumpelstilzchen heißt und es ihn vor Wut förmlich zerreißt.

Chnospinci ist eine Art Nonsens Wort, dass Kobolde nicht hören wollen. Sie ziehen beleidigt von dannen.

Wohlan, Wicht, Du weißt, dass Du Wicht heißt,

was Du nicht weißt, du auch nicht kannst ist chnospinci zu sagen.

Überlege gut, ob du deinen Kobold wirklich verjagen möchtest, es findet sich bestimmt ein gemeinsamer Weg und ein wohlgesonnener Hausgeist ist Gold wert.

Kannst du einen Kobold sehen?

Vielleicht hast du ja schon einmal einen Kobold erblickt. In alten Geschichten wird erzählt, dass sie sich in andere Wesen wandeln können: als schwarze Katzen, Kröten, Unken, Schlagen oder beispielsweise auch als Hühner tauchen sie auf. Machmal kommen sie gar als Menschen daher oder lodern in den Flammen eines Feuers. Es ist also gut möglich, dass du ihnen bereits begegnet bist.

In ihrer wahren Gestalt zeigen sie sich nur sehr wenigen Menschen. Vielleicht nimmst du sie ja manchmal als ein Huschen im Augenwinkel wahr oder spürst ihre Anwesenheit mit dem Herzen. Achte einmal darauf und vielleicht wirst du überrascht.

Hausgeist Kobold