Hallo mein Name ist Alexa und ich bin ein Snoozer!

Meine Geburt

Alles begann vor dreieinhalb Jahren. Doch lasst mich von vorne beginnen. Geboren wurde ich in einer eiskalten Januarnacht. Die Zeiger der Uhr standen 5 Minuten vor Mitternacht, als ich laut schreiend das Licht der Welt erblickte. Nun das Licht der Welt ist ein wenig übertrieben. In meinem Fall waren es die kargen Wände des Kreißsaales, welcher noch mehr Kälte ausstrahlte als die sternenklare Nacht vor dem Fenster.

Entscheidend jedoch für mein heutiges Problem ist die Uhrzeit: 23:55 Uhr!

Nun könnte man meinen, dass nach so einem anstrengenden Trip durch den Geburtskanal alle Signal auf  Schlaf stehen sollten, aber das taten sie nicht. Die Ampel stand eindeutig auf rot, auch wenn ich wohl besser sagen sollte auf gelb-rot, mit einem stärkeren Hang zum Gelb.

Gelb-rot war ich, beziehungsweise meine Haut.

Ein kleines schreiendes gelb rot verfärbtes Ding, dem in dieser Nacht das Snoozer Gen implantiert wurde. Die Ärztin war dermaßen erschrocken über meine unnatürliche Verfärbung, dass sie mich schleunigst in das nächstgelegene Krankenhaus mit einer besseren technischen Ausstattung verlegen ließ. Nächstgelegen bedeutet in diesem Fall gut 80km Fahrt mit Blaulicht (Oh ist das alles schön bunt hier!) und schmerzhaft heulenden Krankenwagensirenen. An Schlaf war da nicht zu denken! Angekommen in diesem monströsen Krankenhaus musste ich vorerst sämtliche Untersuchungen über mich ergehen lassen, so dass die Nacht zur reinsten Tortour für mich wurde.

Die Ärzte fanden nichts! Später stellte sich dann heraus, dass meine Verfärbung auf einen übermäßigen Konsum von Karotten durch meine Mutter basierte. Entwarnung! Nichts schlimmes war geschehen!

Hm! Wirklich? Nichts schlimmes?

In dieser ersten Nacht wurde der Grundstein für meine Karriere als Nachtmensch gelegt. Es ist immer der erste Eindruck der zählt. Und bleibt. In meinem Fall  bedeutete das: Nachts leben, morgens möglichst lange schlafen und tagsüber irgendwie funktionieren bis sich in der Nacht wieder mein gesamtes Potenzial entfalten konnte.

Meine Schulzeit

Während meiner staatlich versklavten Unterbringungszeit in diversen Einrichtungen zur Gleichschaltung funktionierte ich nicht sonderlich gut. Auf die Bringzeiten des Kindergartens hatte ich nur minimalen Einfluss, wusste aber diesem morgendlichen Desaster einen komatösen Zustand bis zum Mittagessen entgegenzusetzen. Mit Voranschreiten des Schulalters stieg auch linear die Zeit des Zuspätkommens. Mein Abitur habe ich dennoch ergaunert, vermutlich weil ich selbst im Schlaf noch einigermaßen aufnahmefähig bin.

Das Studium

Im Studium kam mir der Zufall zur Hilfe. Mein Studienjahr war das letzte, welches noch das Privileg genoss, den Abschluss als Magister zu erreichen. Das hieß: Ausschlafen und möglichst spät beginnende Seminare besuchen. Ein Segen waren natürlich auch die Zeiten zwischen den einzelnen Semestern. Niemand hinderte mich daran nachts zu leben, morgens zu schlafen und tagsüber – na du weisst schon. Diese viereinhalb Jahre meines Lebens habe ich ohne größere Blessuren überstanden.

Irgendwann musste auch ich arbeiten

Jetzt war es Zeit für die Arbeitswelt! Nein keine Panik, auch dies war noch nicht der Beginn meiner Zeit als Snoozer. Hey! Ich lebte in Berlin, der coolsten Stadt Deutschlands. In dieser Stadt findet man immer eine Arbeitsstelle, die einem ausgiebigen Morgenschlaf nicht in die Quere kommt. Ich hatte die perfekte Stelle mit einer Horde Gleichgesinnter und geschmeidig gleitenden Arbeitszeiten. Alles war in Ordnung, bis die Stelle eines Tages nicht verlängert wurde. Da waren sie wieder meine drei Probleme: Ich war nachtaktiv, Langschläfer und im Falle einer Störung eines dieser beiden Präferenzen ein ziemlicher Muffel.

Ich tat das für mich Nächstliegende und machte mich selbständig. In den nächsten Jahren fotografierte ich zig Menschen für ihre wohnungs- oder hauseigene Galerie. Ich gestaltete CD-Cover für mindestens genauso Morgenlicht scheue Gestalten oder verweilte mit der Kamera im Anschlag in diversen Clubs, um einen Gig für die Ewigkeit festzuhalten.

BUMM!

BoomBUMM! Januar 2012 und das Schicksal wendete sich schlagartig. Ich traf die wundervollste Frau des Universums, verliebte mich kopf- und planlos und war so hingerissen von dieser einzigartigen Persönlichkeit, dass ich schnurstracks meiner Wahlheimat Berlin den Rücken kehrte und mich in München in einem Nest voller Wärme und Liebe niederließ. Nur für diejenigen unter euch, die das gerade nicht mitbekommen haben: Ich verließ Berlin und ging nach München. München!

Ab dato war ich ein Saupreuß, der mitunter starke Kommunkationsschwierigkeiten hatte. Das jedoch war nicht mein größtes Problem! Achtung jetzt kommts!

Ich wurde schlagartig zum Snoozer!

In München mit der Selbständigkeit neu zu beginnen stand außer Frage und ehrlich gesagt hatte ich auch keinen Bock mehr auf Modelreleaseverträge!

Ich wollte nur eins: Bei meiner Frau sein. In jeder Stunde, Minute und Sekunde! Das ging nur auf einem Wege. Ich musste arbeiten. wo sie arbeitet. (Nein ich habe kein Problem mit Nähe, Du?)

Ja leckst mi doch am Oasch!

In meinem Fall hieß das Hundetagesstätte und 05:30 Uhr aufstehen. 05:30 Uhr! In Worten: FÜNF UHR DREIßIG! „Ja leckst mi doch am Oasch!“, wie man hier zu sagen pflegt.

Ich absolvierte ein Studium zum Hundepsychologen und stand, mehr oder weniger, fast täglich 07:00 Uhr in der HuTa bereit um mich um die putzmunteren Vierbeiner zu kümmern. Die Tagesstätte steckte damals noch in den Kinderschuhen, so dass es nicht selten vorkam, dass die Arbeit erst nach 12 Stunden endete. Eine kurze Zeit zog ich mein nachtaktives Leben tapfer durch, bis ich eines Tages, wie unsere Kundschaft, auf allen Vieren kroch.

Die Zeit der Nachtschwärmerin war vorbei! Die Zeit des Snoozens begann.

Ich brauchte Hilfe

Ein Drama auf allen Ebenen! Natürlich durchsuchte ich das World Wide Web nach Gleichgesinnten und stieß dabei auf so manch abstruse Artikel wie: Wie mein Leben an Qualität gewann, als ich begann 5 Uhr morgens aufzustehen. Ich las die Zeilen und verstand die Welt nicht mehr. Merkwürdiger noch empfand ich all die zustimmenden Kommentare. „Ja, ich stehe schon vier Uhr in der früh auf und beginne meinen Tag mit einem Sonnengruss.“ „Es ist erstaunlich wieviel Energie man plötzlich in sich spürt, wenn man 5 Uhr morgens aufsteht.“ In meinen Augen blinkten riesige Fragezeichen und schnell war mir klar: Ich bin nicht normal und habe ein Problem!

Was tun? Die erste Gegenmaßnahme war ein klärendes Gespräch mit meiner Chefin, mit dem überaus erfreulichem Resultat, dass nun drei meiner Schichten erst um 14 Uhr beginnen. Das verminderte meine Last schon erheblich, aber löste ja nicht wirklich mein Problem.

Zu allem Überfluss kam ich auf die glorreiche Idee zu bloggen, so dass ich meine freien Vormittage nun mit Recherche und dem Verfassen hochintellektueller Artikel verbringe. Die Snoozetaste ist mein bester Freund!

Sämtliche Selbsthilfegruppen haben ihre Sprechzeit in den frühesten der frühen Morgenstunden. Völlig entkräftet und verzweifelt habe ich nun meine eigene Selbsthilfegruppen gegründet: 15 Uhr am Nachmittag. Die anderen Snoozer liegen zu diesem Zeitpunkt schon völlig entkräftet in irgendeiner Ecke und ich bin in meiner Gruppe Erzähler und Zuhörer zugleich. Das bedeutet freilich (noch so eine boarische Errungenschaft) auch, dass ich mir selbst mit Rat und Tat zur Seite stehen muss. Das tue ich und ich habe nur einen Rat für mich (und für Dich): Locker bleiben und weiter snoozen, bis vielleicht eines Tages meine innere Uhr neu gestellt ist und ich gänzlich ohne Wecker frisch und ausgeschlafen in den Tag starte.

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