Jahr für Jahr dreht sich das Rad des Lebens. Der Jahreskreis alter keltischer und germanischer Feste geht teils bis in die Bronzezeit zurück.

In unseren Breitengraden variierten die Zeiten der Jahreskreisfeste regional teils recht stark. So manches Mal hat schon bereits das Nachbardorf anders gefeiert als man selbst, wobei dazu gesagt werden muss, dass diese nicht so eng beieinander lagen wie heutzutage.

Die Geschichte lässt sich nur schwierig zurück verfolgen und kann alles andere als eindeutig angesehen werden. Vieles an altem Wissen wurde gar nicht oder erst wesentlich später überliefert, was immer die Gefahr birgt, dass es mehr oder minder verfälscht wurde. Es finden sich zum Beispiel Aufzeichnungen römischer Gesandter, die jedoch niemals die Wirklichkeit widerspiegelten.  Sie konnten nur versuchen das Gehörte zu interpretieren und färbten dieses zudem mit ihrem eigenen Weltbild ein.

Die Edda besteht im Groben aus drei Teilen: die Götterlieder, die Heldenlieder und die Snorri-Edda. Sie wird meist als Hauptquelle der nordischen Geschichte herangezogen, aber auch hier sollte erwähnt werden, dass sie kein genaues Abbild der nordisch-heidnischen Geschichte widerspiegelt und zudem sicherlich auch jeweils über eine eigene künstlerische Note der Verfasser verfügt.

Fast könnten wir über die alte Zeit sagen: „Wir wissen, dass wir nichts wissen.“, aber ganz so ist es auch nicht.

Symbol für Äther

Die vier Hauptfeste im Jahreskreis

In einem sind sich die Anhänger des Heidentums der heutigen Zeit einig: Es gab vier wichtige Feste, die auch heute noch als die Eckpunkte des gesamten nordisch-heidnischen Jahres angesehen werden. Diese vier Feste sind allesamt Sonnenfeste. Sie finden zu den Sonnenwenden im Dezember und Juni statt, sowie zu den TagundNachtgleichen im März und September. Diese vier Sonnenfeste wurden sicher auch von unseren nordischen Vorfahren zelebriert.

In Skandinavien gab es laut Snorri Sturloson, welcher die Snorri Edda verfasst hat, nur drei Hauptfeste: Das disablót, welches den Beginn des Winters markierte, das jól (Jul) in der Mitte des Winters (welches in die Mitte des heutigen Januars fiel) und das sigrblót im Sommer.

Die Angelsachsen teilten das Jahr in zwei Hälften und trennten es durch die Sonnenwenden voneinander. Es begann mit der Modraniht (der Mütternacht), die Nacht der Wintersonnenwende.

Die vier Sonnenfeste waren nicht nur im Norden, sondern in vielen Religionen wichtige Dreh- und Angelpunkte des Jahres. Sie gehen mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit schon auf die Bronzezeit zurück, die bis zu 2200 Jahre vor Christus zurückliegt.

Himmelsscheibe von NebraAus dieser Zeit stammt ein einzigartiger Fund: Die Himmelsscheibe von Nebra. Sie ist etwa 3700 bis 4100 Jahre alt und fällt somit in die Bronzezeit. Sie interpretiert die Winter- und Sommersonnenwende und die beiden TagundNachtgleichen. Es existieren im Internet zahlreiche interessante Berichte dazu.

Es finden sich viele archäologische Funde oder auch ganz offensichtliche Bauten (siehe Stonehenge. Pyramide von Kukulká, …), welche die Wichtigkeit der Sonnenfeste seit jeher belegen.

Schauen wir uns diese vier Sonnenfeste in einer kurzen Übersicht an. Für tieferes Wissen, verlinke ich dir jeweils den dazu gehörigen Artikel.

 

Die Wintersonnenwende

Die Wintersonnenwende wird oftmals mit dem Julfest gleichgesetzt, was aber nicht korrekt ist, da dieses erst im Januar gefeiert wurde und nicht direkt mit der Wintersonnenwende in Verbindung steht. Die Wintersonnenwende ist lediglich ein Bestandteil der Jul-Zeit.

Wir können die Wintersonnenwende als Mutternacht (modranecht, modraniht) ansehen, aber es gibt auch hier starke Schwankungen in den Zeiten. In einer Theorie ist die Mutternacht gleichzeitig die Nacht der Wintersonnenwende, die Angelsachsen wie oben bereits erwähnt datierten sie auf die Nacht zum 25. Dezember und im Werke De temporum Ratione von Bena Venerabilis, datiert auf eine Zeit zwischen 500 und 700 n. Chr., heißt es:

„Sie beginnen aber das Jahr mit dem achten Kalender des Januars, an dem wir die Geburt des Herrn feiern. Und diese selbe Nacht, die uns besonders heilig ist, wird von den Heiden Modranicht genannt, was Nacht der Mütter bedeutet…“

Es ist aber wichtig zu wissen, dass die Wintersonnenwende und die Geburt Jesu einst beide auf den 25. Dezember datiert waren, ehe der julianische Kalender vom gregorianischen Kalender abgelöst wurde. Da die Wintersonnenwende ein Ereignis ist, welches sich nach keinem Kalender richtet, musste das Datum auf den 21. Dezember (mitunter auch 22.12.) angepasst werden. Das christliche Fest indes wurde einfach vom Datum her belassen, so dass fortan beide Ereignisse auf unterschiedliche Tage fielen.

Als der obige Text geschrieben wurde, lagen die Feste also noch zusammen auf einem Tag.

Die Wintersonnenwende ist das Fest der Wiedergeburt und des Neubeginns allen Lebens, das Licht erhebt sich aus dem Schoß der Mutter Erde.

roter Pfeil

Die Frühjahrs-Tagundnachtgleiche

Dieses Fest, welches auch unter dem Namen Ostara und Alban Eiler bekannt ist, hat ebenso stark zeitliche Abweichungen in den verschiedenen Regionen. Der April, welcher im angelsächsichen Kalender eostremanoth genannt wurde, ist gleichzusetzen mit dem althochdeutschen ostarmonath, benannt nach dem Feste der Eostre (Ostara). So fiel das Ostara Fest meistens in den April.

Die Hexen und auch teils Schamanen der heutigen Zeit zelebrieren das Fest zur Frühjahrs-TagundNachtgleiche im März. Sie huldigen damit der Göttin Ostara, für deren Existenz sich jedoch keinerlei Beweis finden lassen, außer in Erzählungen des Märchen(er)finders Jacob Grimm, welcher sich wiederum auf die eben schon erwähnte Schrift Bedas „De temporum Ratione“ im Kapitel 15 bezog, in welcher von Eostre die Rede ist.

Mit dem Fest der Frühjahrs-Tagundnachtgleiche feiern die Heiden das Fest der „Wiederaufstehung“, nicht der von Jesus Christus, sondern der Auferstehung neuen Lebens. Die Fruchtbarkeit allen Lebens, der Frühling kehrt endgültig zurück.

roter Pfeil

Die Sommersonnenwende

Die Sommersonnenwende, auch Mittsommer, Litha oder Alban Hevin genannt, wird am 20., 21. oder 22. Juni eines jeden Jahres gefeiert, je nachdem auf welchen Tag sie fällt. Der längste Tag des Jahres ist gekommen mit seiner kürzesten Nacht. Es ist eine Nacht des Feuers und des Lichtes. Es ist eine Zeit des Überflusses, eine ausgelassene und freudige Zeit.

Wir können überall im Land ernten, alles ist in Hülle und Fülle vorhanden. Die Sonne hat ihre höchsten Stand erreicht und der Jahreskreis ist auf seinem Höhepunkt angekommen. Dies ist ein sehr ausgelassenes, freudiges Fest im Jahreskreis, in dem der Überfluss gelebt werden darf.

roter Pfeil

Die Herbst-Tagundnachtgleiche

Dieses Fest im nordischen Jahreskreis fällt je nach Sonnenstand auf einen Zeitraum zwischen dem 21. und 23. September. Nun ist der Tag abermals so lang wie die Nacht und die Welt beginnt sich allmählich schlafen zu legen.

Die Ernten sind größtenteils eingefahren, die Blätter fallen von den Bäumen und die Natur wird sich nach und nach zur Ruhe legen. Mit diesem Fest danken wir unter anderem Freya, der Göttin der Furchtbarkeit für all ihre reichen Gaben. Ich nenne es auch gerne das Thanksgiving der Hexen.

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Pentagram

Die vier keltischen Feste des Jahreskreis

Neben den vier eben genannten, großen Festen im Jahreskreis, welche durch die vier markanten Sonnenstände des Jahres gekennzeichnet sind, gibt es noch vier weitere, allerdings keltische Feste: Imbolc, Belteine, Lughnasadh und Samhain.

Achtung! Entgegen vieler Darstellungen gibt es keinerlei Belege, dass diese Feste bei den alten Germanen gefeiert wurden. Sie sind, so der bisherige Kenntnisstand, rein keltischen Ursprungs. Imbolc wurde später auch unter dem Namen dísablót in Schweden gefeiert.

Belteine kam höchstwahrscheinlich erst später nach Deutschland und wurde hier unter dem Namen Walpurgisnacht bekannt. Die ersten Aufzeichnungen darüber finden sich erst im 16. Jahrhundert. Nach England gelangte Lughnasad. Es wird dort hloafinæs oder auch Lammas genannt und bedeutet „Brotlaib-Fest“.

Heute ist ein Synkretismus, eine wilde Vermischung der alten Bräuche üblich und es ist inzwischen ganz normal, dass alle acht Feste im Jahreskreis gefeiert werden.

Keltischer Knoten

Wann wird gefeiert?

Sind die Zeitpunkte der Sonnenfeste eindeutig durch den Lauf des Kosmos bestimmt, so fallen die keltischen Feste teils auf sehr unterschiedliche Zeitpunkte.

Die einen sehen die Feste als Pendant zu den Sonnenfeiern als Mondfeste an. Wahrscheinlicher ist, dass die Feste in etwa mittig zwischen den Sonnenfesten liegen und sich an den Zyklen der Natur (wie Wurfzeiten der Tiere, Erntezeit, usw.) und nicht des Mondes richten. So ist Imbolc beispielsweise das Fest „wo die Lämmer“ geboren wurden. Vor allem in Hexenkreise ist die Verlegung auf Voll- und Neumond gebräuchlich, vor allem in der noch recht jungen Tradition der Wicca.

Der keltische (irisch-keltisch) Kalender gibt eine recht eindeutige historische Zuordnung. Er legt die Feste wie folgt:

  • Samhain (eigentlich Samain geschrieben) – 01. November
  • Imbolc – 01. Februar
  • Beltane (eigentlich Belteine geschrieben) – 01. Mai
  • Lughnasadh (eigentlich Lugnasad geschrieben) – 01. August

Die Feste begannen jedoch schon immer mit dem Sonnenuntergang des Vorabends, da früher auch ein Tag mit dem Untergang der Sonne begann, also der 1. Mai quasi am Abend des 30. Aprils begann.

Bei dem Mond wird es etwas komplizierter, weil es dort auch noch verschiedene Zählungen gibt. Es gibt Berechnungen, die dem heutigen Kalendersystem angepasst sind, aber auch Berechnungen, die mit Samhain, dem Silvester der Kelten erfolgen. Dem liegt dann der erste Neumond nach Samhain zugrunde. Andere berechnen es mit dem Wendepunkt der Wintersonnenwende.

Ein Beispiel für die Mondberechnung mit Wendepunkt Samhain:

  • Imbolc – zum zweiten zunehmenden Mond
  • Beltane – zum 5. Vollmond
  • Lughnasadh – 8. abnehmender Mond
  • Samhain zum 11. Neumond

Keltischer Knoten

Samhain – Das Fest zu Ehren unserer Ahnen

Bei den Kelten markierte das Fest Samhain im Jahreskreis der Beginn eines neuen Jahres, daher ist es an dieser Stelle auch als Erstes angeführt. Es heißt die Tore zur Welt der Toten sind in dieser Nacht besonders weit geöffnet und die Wesen der Anderswelt kommen uns besuchen.

Es ist ein Fest der Ahnen und ein Fest, in dem Altes stirbt, damit das Neue geboren werden kann.

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Imbolc – Das Leben beginnt allmählich zu erwachen

Mit dem zweiten Fest im keltischen Jahreskreis erhebt sich die Göttin Brigid, um das Land zu erwecken. In den kalten Zeiten des Winters gebar die Erdgöttin das neue Licht, eine neue Sonne und ließ diesen in ihrem dunklen Schoße heranwachsen. Die Sonne wurde stärker und ist nun bereit, sich komplett aus dem Schoss der Mutter zu erheben.

Sie ist nun stark genug, um der Erde neues Leben zu schenken. Seine Strahlen sind der Dünger, welche die Pflanzen wieder sprießen lässt. Sie machen sich im Erdreich bereit für ihre neue Reise.

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Beltane – Das Fest der Druiden und Hexen

Zu diesem Fest gibt es nur sehr wenige wissenschaftliche Quellen und doch ist es neben Samhain am beliebtesten im keltischen Jahreskreis. Im ursprünglichen Sinne war Beltane ein Fest der Druiden, erst weitaus später wurde es zu einem Fest der Hexen.

Hierzulande ist das Fest besser unter dem Namen Walpurgisnacht begannt und ein jeder Mensch verbindet inzwischen damit die Nacht der Hexen. Die Menschen feiern das Fest zusammen, auch die Tourismusbranche verdient inzwischen recht gut daran und das nicht nur auf dem Brocken, dem deutschen Hexentanzplatz schlechthin.

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Lughnasadh – Das Fest des Königs

Das letzte Fest im Jahreskreis war in seinem Ursprung Lug(h) gewidmet, dem keltischen König der Sonne. Das Land steht in der Blüte seiner Erträge. Die Ernte wird nun bald eingefahren. Zu diesem Fest gibt es viele Speisen, die reichlich aufgetischt werden. Es wird an diesem Tage nach altem Brauch gerne geheiratet. Es finden Märkte statt und die Menschen erfreuen sich am Überfluss des Lebens.

Hierzulande wird es auch das Schnitterinnenfest genannt, da nun die Zeit beginnt, in der das Korn geschnitten werden muss. Die Ernte wird nun eingefahren.

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Quellen:

Francoise Le Roux und Christian-J. Guyonvarc’h, in: Die Hohen Feste der Kelten, ©1997 Arun-Verlag, 3. Auflage 2008

Fritz Steinbock, in: DAS HEILIGE FEST – Rituale des traditionellen germansichen Heidentums in heutiger Zeit, ©2011 Edition Roter Drache, 4. Auflage 2014