Die Nachtkerze ist eine wahre Schönheit. Das Besondere, sie erwacht, wenn die Sonne schlafen geht. Nimm dir einmal die Zeit und schaue zu, wie sie mit der Dunkelheit beginnt, ihre Blüten zu öffnen. Sie ist aber nicht nur schön anzuschauen, es steckt viel Wertvolles in ihr – von der Wurzel bis zur Blüte.

Ornament Trennlinie

Bekannt auch als:

Abendlicht, Rübenwurzel, Nachtrose, gelber Nachtschatten, Schinkenwurzel, Süsswurzel, Sommerstern, Rapontika, Nachtstern

Botanischer Name:

Nachtkerze Farblithographie aus Schleyer

Oenothera biennis

Familie:

Onagraceae – Nachtkerzengewächse

Giftigkeit:

ungiftig

Blütenfarbe:

gelb

Blütezeit:

Juni – September

Verwendbare Pflanzenteile:

gesamte Pflanze

Sammelzeit:

Juni – Oktober (Wurzel im Herbst (Achtung für den Verzehr nur im 1. Jahr, wenn sie noch nicht geblüht hat), Samen im Spätsommer und Herbst)

Samen: September/Oktober

Wurzel: September bis April – Achtung für den Verzehr eignet sich nur die Wurzel vom 1. Jahr, wenn die Pflanze selbst noch nie geblüht hat

Blüten: Juni/Juli/August

Blätter: vor der Blüte, also bis Juni etwa


Eine Immigrantin aus dem nordamerikanischen Raum

Die Nachtkerze war ursprünglich nicht in unseren Gefilden beheimatet. Die indigenen Völker Nordamerikas kennen sie jedoch seit Hunderten von Jahren und schätzten seit jeher diese faszinierende Heilpflanze. In ihren Gefilden wuchs sie von New Mexico bis Kanada.

Die Nachtkerze liebt Schotterplätze, Straßenränder, alte Felder und die Prärie.

Das Volk der Navajo wusste um ihre heilenden Eigenschaften im Falle von Hauterkrankungen, Erkältungen und Menstruationsbeschwerden. Die Medizinmänner der Irokesen sagten mit ihr Geschwüren den Kampf an. Zudem ist überliefert, dass sowohl die Navajos als auch die Hopis die heilige Pflanze für die Heilung von Kranken und für rituelle Beschwörungen einsetzten. Doch nicht nur als Heilmittel wurde die Pflanze genutzt, sie wurde ebenso als kräftiges Gemüse geschätzt. Mit dem Beginn der Ausrottung der Urbevölkerung Nordamerikas ging viel Wissen verloren, so auch das Wissen um die Heilwirkungen der Nachtkerze.

Erst im 17. Jahrhundert wurde sie neu entdeckt. Sie wurde vorerst als Zierpflanze nach Europa eingeführt und dort in Parks und Gärten angepflanzt. Ihr erstes europäisches Anbaugebiet war der älteste botanische Garten der Welt, Padua in dem gleichnamigen Ort in Italien. Ein britischer Arzt namens Dr. Nicholas Culpeper untersuchte im 17. Jahrhundert die Pflanze genauer und im Jahre 1749 führte seine Arbeit dann der schwedische Abenteurer und Botaniker Peter Kalm fort. Beiden verdanken wir wichtige Erkenntnisse.

Die Pflanze passte sich hervorragend an die klimatischen Bedingungen Europas an und wilderte schnell in alle Himmelsrichtungen aus. Heute findet sie sich in ganz Europa und in vielen anderen Teilen dieser Erde. Sie fand sich jedoch nicht nur in Parks oder der freien Wildbahn. Bauern kannten ihren Nutzen und viele Gärten waren mit ihr besiedelt. Vor allem auf die Wurzel hatten sie es abgesehen, denn es hieß, „ein Pfund Nachtkerzenwurzel gebe Kraft wie ein Zentner Ochsenfleisch“.

So zählte sie zum Urgemüse in unseren Landen. Einer ihrer Namen, die „Schinkenwurz(el)“, galt im Mittelalter als „Schinken des armen Mannes“, da ihr Eiweiß an das von Fleisch heranreicht. Es lohnt sich also durchaus, darüber nachzudenken, sie selbst im Garten anzubauen, um von ihren eiweiß-, vitamin- und überhaupt nährstoffreichen Inhaltsstoffen zu profitieren. Baue sie dafür recht zeitig im Frühjahr an.

Bei der zweijährigen Pflanze bildet sich im ersten Jahr eine Blattrosette und eine tiefreichende, saftige, verästelte Wurzel. Diese kannst du im Herbst des ersten Jahres ernten, denn solange die Pflanze noch nicht blühte, ist sie essbar. Im zweiten Jahr, wenn die Blüten kommen, solltest du die Wurzel nicht mehr zum Verzehr, sondern eher für Räucherungen verwenden. Sie ist dann stark verholzt und ungenießbar.

Aufbau der Nachtkerze

Am Abend, wenn die Sonne untergeht, beginnt die Nachtkerze ihre Blüten zu öffnen. Sie blüht dann die ganze Nacht hindurch. Am Morgen, wenn die Sonne die Welt mit einem neuem Leben beschenkt, sind die Blüten der Nachtkerze bereits vergangen.

Bei der Nachtkerze handelt es sich um eine zweijährige Pflanze, welche bis zu einem Meter hoch wächst. Ihr Wuchs ist aufrecht und erinnert an eine Kerze. Hat die Pflanze jedoch ringsherum genügend Platz, so verzweigt sie sich gerne im unteren Bereich.

Die Pflanze blüht den gesamten Sommer hindurch, da sich an ihren Rispen immer wieder neue Blüten bilden – sie wird also stetig wiedergeboren. Ihre Blüten duften wundervoll und sie leuchten in einem satten Gelb in die Nacht. Bestäubt werden die Blüten der Nachtkerze von den Nachtfaltern. Geschieht dies, so entwickeln sich vierkantige Früchte mit inständigen Samen.

Die Wurzel der Nachtkerze

Die Wurzel der Nachtkerze steckt voller gesunder Inhaltsstoffe. Sie wird geerntet, solange die Pflanze noch keinen Blütentrieb entwickelt hat. Die Wurzel wird roh verzehrt oder als Gemüse gekocht. Ebenso kann sie über einen Salat geraspelt werden.

Die Blätter der Nachtkerze

Sie können innerlich als Tee oder Gemüse oder äußerlich als Kompresse angewendet werden. Gepflückt werden sollten sie von April bis Juni, solange die Pflanze noch nicht blüht.

Die Blätter wirken gegen Keuchhusten, Asthma und Magen-Darm-Erkrankungen.

Nachtkerzentee

  • 1 TL Nachtkerzenblätter (frisch oder getrocknet)
  • 250ml kochendes Wasser

Die Blätter mit dem Wasser überbrühen und für zehn Minuten ziehen lassen.

Kompressen aus einer Nachtkerzentinktur

  • Schraubglas
  • Blätter
  • hochprozentiger Alkohol

Zerkleinere die Blätter und gib sie in ein Schraubglas bis dieses zur Hälfte gefüllt ist. Fülle das Glas anschließend mit dem Alkohol (Wodka, Doppelkorn oder Weingeist) auf, bis die Blätter gut bedeckt sind. Lasse die Tinktur nun 6 Wochen an einem warmen Ort ziehen, seihe sie hernach ab und lagere sie kühl in dunklen Flaschen. So hält sie sich gut bis zur Ernte im nächsten Jahr.

Für die Kompresse verdünne die Tinktur mit Wasser und lege sie anschließend auf den betreffenden Bereich, zum Beispiel bei Unterleibsschmerzen auf.

Blütenstängel, Knospen und Blüten

Von April bis Juni können die Blütenstängel geschält und anschließend roh verzehrt werden. Sie können ebenso als Gemüse gedünstet werden.

Lege unbedingt einmal die Blütenknospen in Öl ein und verzehre sie als Antipasti – welch eine kleine, raffinierte Köstlichkeit. Du kannst die Blüten von Juni bis in den September hinein ernten. Sie sind eine wahre Delikatesse. Die Blüten lassen sich für Süßspeisen kandieren. Du kannst sie aber genauso gut direkt beim Pflücken verzehren, zudem sind sie eine wunderschöne Zierde auf jedem Salat. Es lohnt sich also, welche mit nach Hause zu nehmen.

Rezept für Hustensirup aus Nachtkerzenblüten

  • zwei Handvoll frisch gepflückte Nachtkerzen-Blüten
  • 250ml heißes Wasser

Übergieße die Blüten mit heißen, aber nicht mehr kochenden Wasser. Lasse den Sud für 15 Minuten ziehen. Koche Wasser und Zucker im Verhältnis 1:1 auf, bis der Zucker sich vollständig gelöst hat.

Seihe den Sud ab und vermische ihn ebenfalls im Verhältnis 1:1 mit der Zuckerlösung. Der Sirup sollte im Kühlschrank gelagert werden. So hält er sich mehrere Monate. Er kann auch eingefroren werden.

Nimm den Sirup ab September regelmäßig ein, um einer Erkältung vorzubeugen.

Die Früchte der Nachtkerze

Von August bis September lassen sich die Früchte in der Küche ebenso verwenden wie die Blütenstängel. Du kannst sie roh verzehren oder als Gemüse dünsten.

Die Samen der Nachtkerze

Sammle ab September die reifen Samen der Nachtkerze. Die Samen enthalten das begehrte Nachtkerzenöl. Sie sind reich an Gamma-Linolensäuren.

Die wertvollen Samen kannst du beim Backen nutzen, im Mörser zerkleinern oder mit einer Pfeffermühle zermahlen. Du kannst sie über Müsli und Salat streuen.

Mit einer Ölpresse kann das wertvolle Nachtkerzenöl aus aus den Samen herausgepresst werden. Es ist toll für die Haut.

Sammle sie im Garten idealerweise mit einer Unterlage, die Samen fallen sehr schnell heraus. Nimm dir vielleicht direkt eine Schüssel und ein Sieb mit. Halte die Pflanze kopfüber und schüttle die Samen einfach heraus. Du kannst auch ein wenig an den Stängeln herumdrücken, um wirklich alle zu erwischen. Lasse die Samen dann durch das Sieb in deine Schüssel fallen. Fällt zu vieles hindurch, was nicht hineingehört, so wähle ein kleineres Sieb. In der freien Natur kannst du sie auch erst einmal ernten und gut verstauen und zu Hause schütteln und sieben, wenn du Schüssel und Sieb nicht mitnehmen möchtest.

Schaue mal, hier gibt es ein Video dazu:

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Das Nachtkerzenöl

Das Öl der Nachtkerze kannst du ebenfalls in Apotheken, Drogerien und Reformhäusern erwerben. Achte darauf, dass du nur eine eine hochwertige Kaltpressung erwirbst, um wirklich die wertvollen Inhaltsstoffe aufzunehmen.

Bei der Gamma-Linolensäure handelt es sich um eine essenzielle mehrfach ungesättigte Fettsäure, die nur selten zu finden ist.

Das Öl der Nachtkerze wirkt innerlich angewendet blutreinigend und krampflösend. Es hilft außerdem innerlich wie äußerlich gegen Neurodermitis, bei Ekzemen, Akne, Arthritis und Schäden in der Leber. Es kann zu hohem Blutdruck gegensteuern und den Cholesterinspiegel senken.

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Es gilt Folgendes zu beachten!

Alle hier aufgeführten Rezepte und Anwendungsmöglichkeiten der Pflanze sind als Beispiele aus der Naturheilkunde gedacht. Sie ersetzen bei gesundheitlichen Beschwerden nicht den Besuch eines Arztes oder ausgebildeten Heilpraktikers. Sie sind keine Anleitung zur Selbstbehandlung, sondern zeigen exemplarisch etwaige Behandlungsmöglichkeiten auf. Entgegen der Empfehlung geschieht eine Anwendung aller hier aufgeführten Rezepturen, homöopathischen Mittel und sonstigen Heilmittel eigenverantwortlich. Interessierte sind aufgefordert, sich selbständig bei einem Arzt, Apotheker oder sonstigen Fachkraft über die genauen Dosierungen und Wirkungsweisen inklusive möglichen Kontraindikationen zu informieren und beraten zu lassen.