Liebe und Achtsamkeit ist ein unzertrennliches Paar. Eines bedingt das Andere. Liebe ist Achtsamkeit und Achtsamkeit ist Liebe. Wir leben in einer Welt, die durch Rationalität bestimmt ist. Wie sehr wir uns bemühen, alles in geordnete Bahnen zu lenken, eines lässt sich niemals regulieren: Die Liebe.

In meinem Artikel Selbstliebe ist der Schlüssel zur Welt ging es um die kleinste und doch wichtigste Zelle der Liebe, die Liebe zu uns selbst. An dieser Stelle nun erweitern wir unseren Mikrokosmos in das Reich unserer Familie und unserer Freunde. Wir ziehen immer größere Kreise und lassen die Liebe im gesamten Kosmos erblühen.

Liebe und Achtsamkeit in der Familie

Unsere Familie suchen wir uns nicht aus. Das ist so und daran gibt es nichts zu rütteln. Wir werden in die Familie hineingeboren und können nicht entscheiden, ob wir das nun möchten oder nicht.

Im Idealfall ist die Familie ein starker liebevoller Verbund. Sie ist ein Ort tiefster Geborgenheit und Zufluchtspunkt in jeglicher Lebenslage. Das ist nicht immer der Fall.

Manche Familien gleichen einem Kampfplatz, einem Ort zahlreicher Konflikte und Spannungen. Sie bilden ein Minenfeld aus zu hohen Erwartungen und Ansprüchen.

Eine Familie kann höchst anstrengend sein, aber auch höchst beglückend.

Es kommt vor, dass der eigene Platz innerhalb einer Familie so kalt, grausam und fordernd ist, dass es unter Umständen ratsam ist, sich von dieser Familie zu distanzieren. Wie bereits erwähnt: Unsere Familie suchen wir uns nicht aus, aber wir allein entscheiden, ob wir mit ihr leben möchten oder nicht.

Liebesbeziehung: mit dem Leben, mit der Wirklichkeit und unserer Vorstellungskraft, mit der Schönheit unseres eigenen Seins, mit unserem Herzen und Körper und Geist- und mit der Welt.

So lautete einst die Antwort von Jon Kabat Zinn auf die Frage, was Achtsamkeit sei. Eine hinreißende Beschreibung wie ich finde. Wir gehen eine Liebesbeziehung mit dem Leben ein, mit der Wirklichkeit und all seinen Facetten, die das Leben so bietet. Dazu gehört auch unsere Familie.

Leben wir achtsamer in unserer Familie. Es ist nicht die Aufgabe eines Einzelnen, sich für seine Familie aufzuopfern und sein letztes Hemd zu geben. Nicht ein Mensch müht sich mit all seiner Liebe für ALLE, sondern ALLE schenken fürsorglich ihre Liebe und Achtsamkeit jedem Einzelnen.

Kleine Gesten, große Wirkung

Seid füreinander da und das nicht nur, wenn es an irgendeiner Ecke brennt. Erhebt die Liebe und Achtsamkeit innerhalb der Familie zum wichtigsten Gut. Nehmt euch einander einfach mal in den Arm und sagt: „Ich liebe dich!“ oder „Du bist mir wichtig.„, „Ich habe dich lieb.„, „Schön, dass es dich gibt.“

Für diese kleinen, zauberhaften Gesten bedarf es keiner Anlässe. Es genügt, zum Telefonhörer zu greifen, gerne jetzt sofort.

Kleine Worte der Liebe und Achtsamkeit sind wahre Wundermittel. Sie tränken unsere Herzen mit Lebenskraft, Freude und Glück. Es bereichert, sie zu verschenken.

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Liebe und Achtsamkeit in Freundschaften

Es gibt Menschen, die sammeln sie. Es gibt Menschen, die suchen sie entsprechend ihrer eigennützigen Bedürfnisse aus und es gibt Menschen, denen nur eines wichtig ist: sich gezielt mit liebevollen Menschen zu umgeben, mit Menschen, die ihren Alltag bereichern und einfach farbenfroher gestalten. Ich spreche von Freunden.

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Von der Freundschaft

Eurer Freund ist die Antwort auf eure Nöte.
Er ist das Feld, das ihr mit Liebe besät und
mit Dankbarkeit erntet.
Und er ist euer Tisch und euer Herd.
Denn ihr kommt zu ihm mit eurem Hunger,
und ihr sucht euren Frieden bei ihm.
Wenn euer Freund frei heraus spricht,
fürchtet ihr weder das „Nein“ in euren Gedanken,
noch haltet ihr mit dem „Ja“ zurück.
Und wenn er schweigt, hört euer Herz nicht auf,
dem seinen zu lauschen;
Denn in der Freundschaft werden alle Gedanken,
alle Wünsche, alle Erwartungen ohne Worte geboren
und geteilt, mit Freude, die keinen Beifall braucht.

-Khalil Gibran-

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Ich habe wenige Freundinnen, eine gute Handvoll, aber jede Einzelne von ihnen hat einen festen Platz in meinem Herzen. Es ist nicht wichtig, wie viele Menschen du zum Freund hast. Es kommt darauf an, in welcher Beziehung ihr euch zueinander befindet. Auf welchem Fundament steht die Freundschaft, welche Grundpfeiler halten das wohlige Haus der Freundschaft und mit welchem liebevollen Dach ist es zugedeckt.

Friends

Freunde sind eine gezielt ausgesuchte Familie

Ich habe die Sicherheit und das wundervoll geborgene Gefühl bei allen Freunden, dass ich sie des Nächtens anrufen kann. Ich kann jederzeit mit gepackten Koffern vor ihrer Tür stehen und bin willkommen. Und sie können es auch!

Es ist sehr wichtig, Liebe und Achtsamkeit in Freundschaften zu pflegen. Eine Freundschaft ist keine Einbahnstraße, die wir nutzen, wann immer es uns beliebt und es eben lassen, wenn es uns nicht beliebt. Sicher, gute Freunde verzeihen einem Zeiten, in denen wir uns nicht melden, weil wir vielleicht gerade über beide Ohren verliebt sind oder der Alltag uns fest mit seinen Krallen packt. Wir haben dann den Freund nicht immer fest im Blick. Diese Phasen kennen wir alle. Sich aber immer nur an die Freunde zu erinnern, wenn das Leben einen im Würgegriff hat, ist von Liebe und Achtsamkeit weit entfernt.

Gehe sorgsam mit deinen Freunden um. Suche sie gezielt aus: Umgib dich mit Menschen, die dich bereichern und für die du eine Bereicherung bist. Wähle Freunde, die dir gut tun und deine Seele berühren. Lasse nur Menschen in dein Herz, welche aufrichtig zu dir sind und denen dein Wohlergehen wichtig ist. Sie sind die Essenz deiner Lebensqualität, also wähle mit Bedacht.

Hast du solche Freunde gefunden, so sei dankbar für jeden Einzelnen von ihnen, denn sie sind mit keinem Gold dieser Erde aufzuwiegen.

Schenke ihnen deine Liebe und Achtsamkeit.

Ein wahrer Freund trägt mehr zu unserem Glück bei, als tausend Feinde zu unserem Unglück.

-Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach-

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Die Liebe zum Menschen

Es ist nicht sonderlich schwierig, Menschen, die wir sehr gut kennen und mögen, auch wertzuschätzen.

Menschen aber, die nicht zu unseren engsten Freunden gehören, in Liebe und Achtsamkeit zu begegnen, ist ein schwieriger Akt der Selbstüberwindung. Es fühlt sich befremdlich an. Von Natur aus sind wir oft geneigt, alles Fremde erstmal abzulehnen oder zumindest skeptisch zu betrachten. Wirklich verbunden fühlen wir uns nur mit unseren liebsten und engsten Verwandten sowie engen Freunden.

Jeder Mensch verdient eine Chance

Hinter jedem Fremden verbirgt sich die wundervolle Option, dass er uns viel näher ist, als wir es uns vorstellen können. Es ist immer möglich, dass er unser Leben bereichert. Erkennen wir diese wundervolle Möglichkeit im Unbekannten, so verlieren wir vielleicht unsere Scheu. Geben wir dem Fremden die Chance, durch unsere Türen zu gehen, kann sich uns eine ganze Welt eröffnen. Liebe und Achtsamkeit beginnt oft mit einem kleinen Schritt.

Lachen wir mit unserem noch nicht vertrauten Gegenüber, nehmen wir am Leid teil, zeigen wir gegenseitiges Verständnis und machen wir uns gemeinsam auf Entdeckungsreise der Gemeinsamkeiten oder auch der zauberhaften Gegensätzlichkeiten, so entfacht vielleicht ein kleiner Funke eine gemeinsame Freude, welche unsere Herzen erwärmt.

Es ist wichtig, dass wir unsere Herzen nicht vor dem Unbekannten verschließen, sondern in Liebe und Achtsamkeit weiten. Wir haben die Chance, faszinierende Welten zu entdecken.

Deine eigene Welt wächst und gedeiht, je mehr Menschen der Einzug in deine kleine Welt gestattet ist. Lasse sie liebevoll ein. Fürchte keine Verletzungen, die vielleicht niemals eintreten werden. Lasse dich überraschen. Fremde Menschen kennenzulernen ist bereichernd. Beachte, so gut wie in jedem von uns wohnt der Samen des Misstrauens. Ein Fremder offenbart dir in den seltensten Fällen sofort sein gesamtes Sein. Es lohnt sich jedoch fast immer, dieses Selbst Stück für Stück zu entblättern. Du wirst spüren, wie die eigene Welt durch die Erfahrungen und Erkenntnisse anderer Menschen bereichert wird.

Angst bremst dich aus

Kommt dir jemand völlig fremd oder sogar seltsam abstoßend vor, so ergreife nicht gleich die Flucht. Versuche, dieser Person mit Liebe und Achtsamkeit zu begegnen. Nimm das Gefühl der Abwehr liebevoll an. Schau genau hin! Woher kommt das Gefühl? Prüfe, ob in deinem Inneren nicht Anteile deiner selbst versteckt sind, die du an dir ablehnst. Was würde passieren, wenn du diesem Menschen trotzdem eine Chance gibst?

Du kannst verletzt werden, wenn du offenen Herzens auf andere Menschen zugehst! Du kannst aber auch einen unbezahlbaren Schatz finden, wenn du dich auf dieses nicht kalkulierbare Abenteuer einlässt. Ist es nötig, wirst du dich rechtzeitig schützen. Du hast nichts zu verlieren! Lässt du dich ein, so wirst du um eine Erfahrung reicher sein und möglicherweise einen neuen Freund gewinnen.

Das ist alles.

Nächstenliebe ist ein viel gepriesenes Prinzip, aber nur Wenige praktizieren es. Ich habe einst eine weise, alte Frau in den Wäldern Liguriens kennengelernt, die mir sagte: „Krieg beginnt schon in unseren Herzen. Wir tragen die Verantwortung für das, was mit unseren Mitmenschen passiert. Wenn wir liebevoll und achtsam miteinander umgehen, heisst das auch, dass du die Verantwortung dafür hast, dass dein Gesprächspartner sich nicht scheiße fühlt durch euer Gespräch.“

Liebe ist etwas, das man tut.

Eine wunderbare Übung dazu ist das „Lästerfasten“. Immer wenn du gerade etwas schlechtes über jemanden sagen möchtest, sagst du einfach mal nichts oder etwas positives.Herz Ornament

Die Liebe zu Allem

Der letzte Schritt zu einer allumfassenden Liebe und Achtsamkeit ist gar nicht so schwer, wenn wir die vorher genannten Gedanken in unser Herz schließen.

Je mehr Liebe und Achtsamkeit wir in unser Herz lassen, je mehr wird sie sich in uns verteilen und nach außen strahlen. Ich rede nicht von einer übersteigerten Begeisterung allen Dingen gegenüber, auch wenn die Begeisterung und die Liebe manchmal eng verknüpft erscheinen. Ich rede von wahrhaftiger Liebe.

Achtsames Annehmen ist Liebe.

Liebe zu allem ist der achtsame Umgang mit ALLEM. Diese aufrichtige Liebe und Achtsamkeit schenkt uns Heilung im Inneren. Ist unsere Seele durch Liebe und Achtsamkeit voll erblüht, so geben wir es an die gesamte Außenwelt weiter.

Wir stehen in tiefer Verbindung zu Flora und Fauna.

Über allem liegt ein Netz der Verbundenheit. Wir sind mit jedem Tier, mit jeder Pflanze energetisch verknüpft. Tiere fühlen wie wir. Ein achtsames Erleben der faszinierenden Tierwelt eröffnet ganze Welten neuer Erkenntnisse.

Ein erster Schritt ist getan, wenn wir auf hilfsbedürftige Tiere achten. Stellen wir im Winter ein Vogelhäuschen auf, bieten wir im Sommer eine Tiertränke für Bienen, Vögel und Kleintiere an. Das ist selbst möglich, wenn einem kein eigener Garten zur Verfügung steht. Nutzen wir den Park, den Baum vor der Tür oder den nächsten Grünstreifen.

Es gibt viele Möglichkeiten, Liebe und Achtsamkeit im Umgang mit Tieren zu üben:

  • Insektenhotels
  • Regenwürmer vor der Glut der heißen Sonne retten
  • Schnecken von der Straße sammeln

Dies stärkt unsere Fähigkeit, Mitgefühl zu empfinden. Mitgefühl steckt in jedem von uns, in dem einen stärker in dem anderen nicht ganz so stark. Wir aktivieren es, indem wir es einfach leben. Handeln wir selbstlos und mitfühlend, so spüren wir ein wohliges Gefühl.

Glaubst du mir nicht, so probiere es aus. Jede Hilfe für ein anderes Lebewesen kommt zu dir zurück und erfüllt dich mit Liebe und Glück. Heilen wir ihre Welt, so heilen wir auch unsere eigene, innere Welt.

Das eigene Glück ist das größte Geschenk der Liebe und Achtsamkeit, wenn wir bereit sind, sie zu teilen.


Titelbild von Sam Manns auf Unsplash

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